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■ Mit Vietnam auf du und duSchreck über Daten

Hanoi (taz) – „Die Mitglieder des Zentralkomitees sahen erschüttert aus“, schrieb die Vietnam Investment Review über die ZK-Sitzung im Oktober. Die kommunistischen Führer hatten gerade erschreckende Wirtschaftsdaten erfahren: Statt wie noch vor ein paar Jahren begeistert zum Markt der 79 Millionen fleißigen Vietnamesen zu strömen, machen sich ausländische Anleger derzeit rar: Bis Ende September gingen die ausländischen Direktinvestitionen um 46 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Dollar zurück. Bereits 1997 waren sie um rund 50 Prozent gesunken.

Die Asiaten bringen nicht nur weniger Geld ins Land, sie kaufen auch weniger: Vor der großen asiatischen Krise gingen 60 Prozent aller vietnamesischen Ausfuhren in die Region. Doch nun ist Sparen angesagt. Hinzu kommt die starke Konkurrenz für Vietnam: Thailändische oder indonesische Produkte sind nach der Abwertung von Baht und Rupiah viel billiger geworden. Zudem ist der Preis für Rohöl, wichtiger Devisenbringer Vietnams, auf dem Weltmarkt abgesackt. So wuchsen die Exporte insgesamt statt bislang 25 Prozent nur noch um 4,5 Prozent.

Folge: Vietnams Währungsreserven schrumpfen bedrohlich. Zwar betrachtet die Regierung in Hanoi die genauen Statistiken als Staatsgeheimnis. Aber Fachleute glauben, das Land verfüge nur noch über rund eine Milliarde Dollar – gerade genug, um die Importe von fünf Wochen zu finanzieren.

Um sich Luft zu verschaffen, haben sich die Behörden deshalb kürzlich etwas Besonderes ausgedacht: Sie zwingen ausländische Firmen, 80 Prozent ihrer Dollareinnahmen in vietnamesischen Banken zu parken. Die Unternehmen können ihre Einlagen nur abheben, wenn sie begründen, wofür sie sie brauchen. „Das kann sich Wochen hinziehen, bis ich das Geld sehe“, schnaubt ein deutscher Geschäftsmann. Jutta Lietsch

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