■ Mit Versicherungsmonopolen auf du und du: Verbraucher wehren sich
Hamburg (taz) – Bekanntlich hat sich der antimonopolistische Kampf von der tumultartigen Straße in die ruhigen Verbraucherzentralen verlagert. Der Versicherungsexperte Wolfgang Scholl warnt vor dem Fusionsfieber in der deutschen Assekuranz.
Der Düsseldorfer Verbraucherberater verweist auf das im internationalen Vergleich sehr hohe Preisniveau im geschlossenen deutschen Markt. „Preisgünstiger läuft es nur dort, wo Verbraucher aktiv werden und die Preise vergleichen.“ Dabei könne bis zu zwei Drittel der Prämie gespart werden. Bislang funktioniert dies lediglich in der Kraftfahrtversicherung. Dort schob sich mit der HUK-Coburg ein preiswerter Kleiner auf Platz zwei.
Ungleich lukrativer ist das „Leben-Geschäft“, wie es im Branchenjargon heißt. 92,8 Milliarden Mark zahlten Bundesbürger 1996 an Beiträgen für ihre Lebensversicherung. Finanzgigant Allianz verwaltet fast 400 Milliarden Mark an Vermögen, fast soviel wie die Deutsche Bank (425 Milliarden Mark). Der laufenden Fusionswelle in der Assekuranz kann sich der mündige Verbraucher mittlerweile nicht mehr nur bei der Autoversicherung entgegenstellen: Ein halbes Dutzend Anbieter verkaufen inzwischen auch Öko-Policen.
Bereits 1992 hatte der Hamburger Versicherungsmakler Securvita ein ethisch-ökologisches Produkt entwickelt. Die Düsseldorfer Versiko AG erklärt ihre Kapitallebensversicherung für „rentabel und ökologisch engagiert“. Mehr als fünf Millionen Mark seien allein aus der „VersiRente“ ökologisch investiert worden. Und die Oeco Capital Lebensversicherung AG kennt gar gleich zwölf gute Argumente für ihre Policen.
Zweifelhaft ist allerdings der antimonopolistische Wert der Öko-Assekuranz. Meist stammen die Versicherungsleistungen von großen Konzernen, und Gesellschafter der Oeco Capital sind Finanzgiganten wie die Schweizer Rückversicherung und Life Insurance. Einen dritten Weg weist die Stiftung Warentest – Rentenfonds, zum Beispiel mit Bundeswertpapieren oder Kommunalobligationen. „Mit Rentenfonds erwirtschaften Sparer immerhin etwas mehr als mit einer durchschnittlichen Lebensversicherung“, behaupten die Berliner Tester. Hermannus Pfeiffer
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