■ Mit Verflechtungen auf du und du: Sag niemals nie
Berlin (taz) – „Wir kleben nicht an unseren Mandaten“, hatte schon Hilmar Kopper die Öffentlichkeit geleimt. Und auch sein Nachfolger als Deutsche-Bank-Sprecher versprach den Rückzug aus den Aufsichtsräten der deutschen Industrie. Den kessen Worten folgten altbackene Taten: Als neues Mitglied in den Aufsichtsrat von Thyssen sandte die Deutsche Bank ihren Vorstand Carl-Ludwig von Boehm-Bezing.
Erst im Frühjahr scheiterte der Versuch einer feindlichen Übernahme durch Krupp – von der Deutschen Bank (DB) maßgeblich begleitet: Auf 15 Milliarden Mark soll Europas größtes Finanzinstitut den Kreditrahmen ausgedehnt haben, um Thyssen von Krupp aufkaufen zu lassen. Als pikant galt dabei, daß Deutsch-Bankier Cartellieri im Thyssen-Kontrollorgan saß.
Von „Wildwest-Manieren“ hatte Thyssen gesprochen – und beruft prompt den nächsten DB-Banker. „Es bestehen keinerlei atmosphärische Störungen zwischen uns“, erklärt hierzu ein Sprecher von Thyssen. Nachtragend ist man dort nicht. Und auch die DB vermag keinen Widerspruch zu früheren Äußerungen und Taten zu erkennen: „Wir halten am Abbau von Aufsichtsratsmandaten, insbesondere von den Vorsitzen, fest.“ Erst jüngst hätten Deutsch-Banker einige Aufsichtsräte verlassen. Kritiker glauben nicht recht an den guten Willen zu solchem Personalabbau. „Gewiß, eine kosmetische Verbesserung der Optik strebe die Deutsche Bank schon an“, immerhin stehe sie unter dem Einfluß der politischen Diskussion in Bonn, sagt die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik. Immerhin fordert die Bonner Opposition eine gesetzliche Einschränkung der personellen Verflechtungen von Großbanken. Allen verbalen Bekundungen zum Trotz scheine die DB aber nicht an einem substantiellen Abbau ihrer mehr als 2.000 personellen Verflechtungen interessiert zu sein.
Konsequenterweise findet sich auch in den Äußerungen von DB-Chef Breuer kein Bekenntnis zum Abbau der eigenen Beiräte. Dabei bilden gerade diese regionalen Meetings von einigen hundert führenden Industriellen, Versicherungsmanagern und Politikern die Knotenpunkte im personellen Netz der Deutschland AG. So sitzen im „Deutsche-Bank-Beirat Essen“ der Krupp-Vorstand Middelmann sowie die Thyssen- Bosse Rohkamm und Schulz seit Jahren am selben Konferenztisch. Hermannus Pfeiffer
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