■ Digital-TV: Mit Tony zu Schumi
Als erster deutscher Programmanbieter hat die Kirch-Gruppe gestern in München ihr digitales Fernsehen DF1 vorgestellt. Vom 28. Juli an soll ein Standardpaket aus 15 Programmen für monatlich 20 Mark erhältlich sein. Darin enthalten sind unter anderem zwei Kinderkanäle, ein Actionprogramm für Jugendliche („Club- House“) sowie Heimat- und Liebesfilme („Herz&Co.“). Für weitere 10 Mark wird das Angebot durch zwei Sportkanäle ergänzt.
Damit ist Kirch dem konkurrierenden Digital-TV-Anbieter MMBG eine Nasenlänge voraus. Im Streit um einen einheitlichen Decoder zur Entschlüsselung der Programme hatte es bis zuletzt keine Einigung gegeben. Die von Bertelsmann geführte MMBG wird ihre Mediabox auf der Cebit Ende August vorstellen.
Kirchs d-box soll bereits im Juli erhältlich sein und zirka 1.000 Mark kosten. Zur Bedienung der d-box stellte Kirch-Geschäftsführer Gottfried Zmeck den sogenannten „Tony“ vor, eine Fernbedienung, mit der die ZuschauerInnen auf dem Bildschirm Progamme anklicken können. Die Bedienungsoberfläche ähnelt dabei der eines Computers und bietet die Möglichkeit, Kameraperspektiven individuell zu wechseln. So kann man sich zum Beispiel beim Formel-1-Rennen direkt in Schumis Cockpit schalten. „Der Kunde wird so zum Programmdirektor“, sagte Zmeck, der bis Ende des Jahres mit 200.000 Zuschauern rechnet. Ende 97 sollen es schon 700.000 sein. Sehr optimistisch, denn laut einer gestern veröffentlichten Umfrage des Forsa-Institus im Auftrag des sterns stehen die meisten Deutschen den digitalen Medienangeboten reserviert gegenüber. Nur 38 Prozent von ihnen wissen, daß Pay-TV ein verschlüsseltes Fernsehprogramm ist, fast zwei Drittel der Befragten konnten sich nicht vorstellen, für Pay- TV-Sender wie „premiere“ Geld auszugeben. Besonders reserviert zeigten sich ältere Menschen. 83 Prozent der über 60jährigen wollen den Angaben zufolge dem „Entgeltfernsehen“ die kalte Schulter zeigen. Falls pro Sendung bezahlt werden soll, wollen die Befragten am ehesten für Dokumentationen (48 Prozent) und Spielfilme (43 Prozent) das Portemonnaie zücken.
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