■ Mit Telefontarifen auf du und du: Billiger mit Operator
Berlin (taz) – August B. hat ein Telefon in Köln und eine Liebste in New York. Seit kurzem kann August B. ein paar Minuten länger mit seiner Freundin schwätzen, denn er hat eine Phone-Card der US- Telefongesellschaft Sprint. Er wählt 0130 und wird kostenlos mit einem Operator in den USA verbunden. Dem sagt er die Nummer seiner Traumfrau, einen Geheimcode, und kurz danach kann er ihr einen Fernkuß zuhauchen. Einen Dollar für den Verbindungsmann und einen Dollar für jede Minute Süßholzraspeln muß er jetzt einkalkulieren. Wenn er sie direkt anwählt, würde die deutsche Telekom für das Gespräch kassieren: Sie berechnet etwa 50 Pfennig mehr pro Minute.
Auch August B.s Schwester in Zaire ist auf diese Weise zu erreichen. Dank der digitalen Glasfasertechnik verursacht der kleine Umweg über die USA kein zusätzliches Rauschen. Trotzdem hält sich August B. hier lieber weiter an die Telekom: Denn die berechnet 3,22 DM pro Minute, während Sprint das Gebührenkonto mit umgerechnt 4,65 DM belastet.
Etwa 15.000 Direktkunden hat Sprint, eine der drei großen US-Telefongesellschaften, in Deutschland. Tatsächlich aber können auch etwa eine Million Visa-Kreditkartenbesitzer von dem Sprintangebot profitieren. „Viele haben das noch nicht verstanden und das Informationsmaterial ihrer Bank gleich weggeschmissen“, bedauert Charles Dulles von der Niederlassung in Frankfurt.
Die deutsche Telekom, Monopolistin für den Sprechtelefonverkehr in Deutschland, kann nichts gegen die Konkurrenz unternehmen. „Die Vermittlung findet im Ausland statt. Deshalb ist das Monopol nicht gebrochen“, erklärt Pressesprecher Günther Bruchmüller. Anstatt sich aber gegen den Trend zu stellen, der sich mit der EU-weiten Abschaffung der Monopole 1998 sowieso durchsetzt, sucht die deutsche Telefongesellschaft lieber den Anschluß. Mit zehn Prozent ist sie im Sommer bei Sprint eingestiegen. Und ab Anfang nächsten Jahres bietet sie auch eine Telefonkarte an, mit der man von fast jedem Land aus bargeldlos in Deutschland anrufen kann. Bezahlt wird später nach deutschen Gebühren. Billiger wird das aber wohl kaum. Telekom- Sprecher Bruchmüller konnte jedenfalls kein Land nennen, dessen Tarife teurer als die deutschen sind. Annette Jensen
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