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Mit Steinen die Zeit geschlagen

■ Kulturelle Breitenarbeit in der Grohner Düne, Multikulti in der Schrift: Eine Ausstellung im Kulturbahnhof Vegesack

Der ausrangierte Güterschuppen am Vegesacker Bahnhof ist für Sabine Gedenk „eine Ruine“. Der klamme Ort, vom Kulturreferat Bremen Nord bereits durch ein Faltblatt und dem Namen „Kulturbahnhof“ geehrt, nervt sie. Immerhin fand sie in dem Gemäuer überhaupt einen Raum für ein Kulturprojekt im sozialen Brennpunkt Grohner Düne.

Zusammen mit Andre Käpper hat sie dort in den vergangenen zwei Monaten Workshops zum Thema „Schriftbilder – Bilderschrift“ durchgeführt. „Es ist hier ein ganz großer Bedarf für solche Projekte, das hat die Leute richtig berührt“, sagt Gedenk, Kulturpädagogin beim Verein zur Förderung der kulturellen Breitenarbeit. Zu den Workshops kamen vor allem ausländische BewohnerInnen der Sozialbausiedlung, aber auch viele pädagogische Selbstverwirklicher: LehrerInnen, PädagogInnen und StudentInnen. Mit „KünstlerInnen und Menschen aus Grohn“ sollten diese sich einige Tage mit den unterschiedlichen Formen von Schrift beschäftigen. „Wir sind hier von Wohnzimmer zu Wohnzimmer gegangen und haben die Leute zum Mitmachen gebracht“, sagt Gedenk. Nach langem hin und her konnten sie auch einen türkischen Geistlichen für das Projekt gewinnen. Er hat einen Spruch von Tagore mit anderen MigrantInnen unterschiedlichster Nationalität in deren Sprache und Schrift übersetzt. Herausgekommen sind große Tafeln, die ab heute im Kulturbahnhof zusammen mit den anderen Ergebnissen der Kurse ausgestellt werden. Jeden Tag komme der Mann jetzt mit Freunden, betrachte voll Stolz sein Werk.

Für die Kinder der Sozialbausiedlung hatte sich Sabine Gedenk einen actionreichen Trick ausgedacht. Anders seien sie hibbeligen und aggresiven Kinder nicht zu halten gewesen. Mit Feldsteinen in der Hand hat sie die sonst eher in Gangs und auf der Straße herumlungernden Kids auf die Weserfähre geschickt. Für jede Überfahrt haben sie auf den Steinen ein Symbol gemalt. „So hat Schrift ja mal angefangen“, meint Andre Käpper. Mit Strichen und Symbolen hätten sich Menschen vor Tausenden von Jahren Notizen gemacht. ufo

Heute im Kulturbahnhof ab 19 Uhr , Sa. u. So. von 14.00 bis 18.00

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