■ Mit Sprachproblemen auf du und du: Euroland? Zone euro?
Köln (taz) – Euro-Vokabular ist schon schwierig genug, die Übersetzungen haben es aber erst recht in sich. Mit speziellen Wörterbüchern lernen Experten, daß ein committee im Europäischen Parlament zu deutsch Ausschuß heißen muß, auf französisch aber commission. Wie unpraktisch, daß die European Commission nicht Europäischer Ausschuß, sondern Europäische Kommission heißt. Und ist Europarat die Übersetzung von European Council? Reingefallen! Europäischer Rat muß es heißen. Gemeint ist nämlich das EU-Gipfeltreffen und nicht der EU-unabhängige Europarat in Straßburg.
Bei diesen Schwierigkeiten ist es vielleicht klüger, ganz auf Übersetzungen zu verzichten, etwa beim Wort Euroland, der neuen europäischen Börsenvokabel. Aber da haben die Europäer die Rechnung ohne den französischen Staat gemacht. Die Bezeichnung Euroland für die Teilnehmerländer der Währungsunion wurde angeblich von angelsächsischen Banken geprägt und gilt deshalb als unfranzösisch. „Bloß kein Euroland!“ warnt der frühere Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing. Staatliche französische Stellen sprechen bisher brav von der zone euro, aber französische Unternehmen und Medien halten sich partout nicht an die Vorgaben. Während die linke Tageszeitung Libération noch kompromißbereit Eurolande mit einem angehängten e französisiert, rebelliert Le Monde und schreibt weiterhin angelsächsisch. Auf die Spitze treiben es französische Unternehmen auf ihren Internetseiten: „Bienvenue en Euroland!“
Welch ein Gram für den zur Pflege des Französischen eingerichteten Fachvokabular-Ausschuß im Pariser Ministerium für Wirtschaft und Finanzen. Schon einmal hatte „Frankreich seine Schlacht der Wörter verloren“ (Le Monde), als beim Europäischen Rat 1995 in Madrid auf deutsches Drängen der Euro und nicht der Ecu als zukünftiger Name der Gemeinschaftswährung bestimmt wurde. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die Briten, die vorerst nicht dabei sind, rückten ein weiteres Rechtschreibproblem der Franzosen wieder gerade. Nachdem bereits die Britische Notenbank den Euro im Plural mit s schrieb, empfielt nun auch der Fachvokabular- Ausschuß den Franzosen, ein s anzuhängen und „100 Euros“ zu schreiben. Maßeinheiten ohne Plural (100 Mark, 100 Kilo) bleiben eine deutsche Spezialität. Leiser Triumph der deutschen Rechtschreibung: Auf den Euro-Scheinen ist kein Plural-S zu sehen. Thomas F. Kramer
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