■ Mit Sket auf du und du: Chronik einer Pleite
Magdeburg (dpa) – Das Schwermaschinenbaukombinat „Ernst Thälmann“, vor dem Krieg ein Krupp-Unternehmen, war zu DDR-Zeiten mit seinen 30.000 Beschäftigten das Herz des ostdeutschen Maschinenbaus. Allein im Magdeburger Stammwerk, das auf die Produktion kompletter Walzwerk-, Kabel- und Drahtanlagen spezialisiert war, arbeiteten 13.000 Menschen.
Anfang 1991: Bei der Sket Schwermaschinenbau Magdeburg GmbH waren noch über 10.000 Mitarbeiter beschäftigt. Das Kombinat wurde von der Treuhand aufgespalten.
1992/1993: Mit dem Wegbruch des Ostmarktes machte Sket jedes Jahr dreistellige Millionenverluste. Ein Käufer wurde nicht gefunden. Unter verschiedenen Geschäftsführern sank die Beschäftigtenzahl bis Ende 93 auf 2.700.
August 1994: Die Braunschweiger Unternehmer Carsten Oestmann und Helmut Borchert erhielten den Zuschlag. Sie wollen Sket mit 1.685 Beschäftigten weiterführen und innerhalb von nur zwei Jahren den Betrieb sanieren. Der Vertrag mit der Treuhand wurde mangels EU-Zustimmung nie rechtskräftig.
September 1995: Die Treuhandnachfolgerin BvS fordert eine Modifizierung des Sanierungskonzepts. Hintergrund war ein Prüfverfahren der EU wegen der Beihilfen. Umsatz und Erträge blieben hinter den Plänen. Nach einem Gutachten sollten weitere 500 Arbeitsplätze abgebaut werden. Im Geschäftsjahr 1995 betrug der Verlust etwa 140 Millionen Mark.
Januar 1996: Die Privatisierung platzt, Oestmann und Borchert treten zurück. Der Staatsanwalt ermittelt gegen beide wegen des Verdachts der Untreue. Über eine Milliarde Mark staatlicher Beihilfen waren seit der Wende in das Unternehmen geflossen.
April 1996: Der Aufsichtsrat verabschiedet ein neues Sanierungskonzept. Danach sollte Sket bis 1998 schwarze Zahlen schreiben und knapp 600 der 1.687 Stellen abbauen. Dem neuen Geschäftsführer Werner Kirchgässer wurden weitere Beihilfen von 352 Millionen Mark zugesagt.
15. Oktober 1996: Sket geht in Gesamtvollstreckung (ostdeutsche Konkurs-Variante).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen