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■ Mit Schiffahrtsförderung auf du und duWeniger Jobs an Bord

Hamburg (dpa) – Deutsche Seeleute in Not? Nach der geplanten Verordnung zur Schiffsbesetzung müssen an Bord künftig statt bis zu sieben nur noch ein bis drei Stellen mit Deutschen besetzt werden. „Von den heute noch 9.500 deutschen Seeleuten werden 8.000 ihren Arbeitsplatz verlieren“, warnen die Schiffsexperten der Gewerkschaften DAG und ÖTV.

Das Regierungskonzept zur Schiffahrtsförderung wurde Ende März vom Bundestag beschlossen und muß im Mai den Bundesrat passieren. Durch eine neue Tonnagesteuer und geringere Lohnsteuern auf Schiffen unter deutscher Flagge sollen die Reeder jährlich 170 Millionen Mark einsparen. Auf den dritten Teil des Konzepts, die „flexiblere“ Personalbesetzung, könnten die Reeder nicht verzichten, sagt Bernd Krüger, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR). Ausländische Seeleute seien wegen geringerer Lohnnebenkosten billiger, und der Wettbewerb sei scharf.

Die Befürchtungen der Gewerkschaften weist Krüger als „reines Horrorszenario“ zurück. Mit dem neuen Konzept könne endlich die Ausflaggung deutscher Schiffe gestoppt werden. Allein 1997 wurden 100 Handelsschiffe ausgeflaggt – derzeit fahren nur noch 782 Schiffe unter deutscher Flagge. „Wenn das wieder mehr werden, rechnen wir unterm Strich sogar mit mehr Arbeitsplätzen“, sagt Kröger. Die Niederlande und Norwegen gewährten ihren Reedern schon heute jene Steuervergünstigungen, die hier erst für 1999 geplant seien.

DAG und ÖTV befürchten dagegen Kostensenkungen um jeden Preis. Vor allem Schiffsbeteiligungsfonds, die einen Großteil der deutschen Schiffe betreiben, seien auf größtmöglichen Profit aus. Sauer sind die Gewerkschafter auch auf die SPD-regierten Küstenländer, die dem Konzept im Bundesrat zustimmen wollen.

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