■ Mit Rüstungsfusionen auf du und du: Drei Mordsgiganten
Berlin (taz/dpa) – Die Fronten in der Rüstungsindustrie der USA und damit im wichtigsten Land der weltweiten Mordbranche haben sich mit einem Doppelschlag der Raytheon Corporation geklärt: Das Unternehmen aus Boston gab Ende letzter Woche bekannt, daß es die Rüstungsabteilung von Hughes Electronics von General Motors für 9,5 Milliarden Dollar kauft. Mitbewerber Northrop Grumman kam nicht zum Zug. Vor zehn Tagen hatte Raytheon erst für 3 Milliarden Dollar die entsprechende Sparte von Texas Instruments erworben. Raytheon ist damit der größte Elektronik-Lieferant für das US-Militär, vor allem für Radar und Raketen wie die Patriots.
Übrig bleiben drei US-Rüstungsgiganten: Boeing-McDonnell Douglas (Umsatz 48 Milliarden Dollar), Lockheed Martin (30 Milliarden) und Raytheon (21 Milliarden). Northrop Grumman ist mit 7 Milliarden Umsatz schon abgeschlagen. Die Branche hat in den USA die größte Umwandlung seit dem Zweiten Weltkrieg hinter sich. In den letzten vier Jahren wurden 23 Fusionen und Übernahmen von Rüstungssparten im Gesamtwert von mehr als 50 Milliarden Dollar (80 Milliarden Mark) abgewickelt. Zahlreiche große, Hunderte mittlerer und Tausende kleiner Zulieferer haben sich ganz oder teilweise dem Zivilbereich zugewandt.
Angesichts der schrumpfenden Rüstungsaufträge des Pentagon seit 1993 hatten der aus der Regierung Clinton ausscheidende Verteidigungsminister William J. Perry und das US- Kartellamt ihre Zustimmung zu dem Konzentrationsprozeß gegeben. Es gab zu viele Anbieter und zu viele nur zur Hälfte ausgelastete Rüstungsbetriebe. Die Aktien der verbliebenen amerikanischen Rüstungskonzerne haben an der Wall Street seither zum Höhenflug angesetzt.
Die größten Deals im einzelnen: Northrop übernahm im Frühjahr 1994 die Grumman Corp. für 2,2 Milliarden Dollar. Das neue Unternehmen kaufte dann im März 1996 die Rüstungselektronik von Westinghouse für 3,2 Milliarden Dollar. Ende 1995 hatten sich Lockheed und die Martin-Marietta- Gruppe im Zuge einer 10-Milliarden-Dollar-Transaktion zusammengetan und schluckten dann im April 1996 das Loral- Rüstungsgeschäft für 9 Milliarden Dollar. Boeing kostet das im Dezember 1996 vereinbarte Zusammengehen mit McDonnell Douglas fast 14 Milliarden Dollar – die größte Einzelfusion der US-Luft- und Raumfahrtindustrie. Auch das Rüstungsgeschäft von Rockwell International ging für 3,2 Milliarden Dollar an Boeing. rem
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