Mit Rübenhacken gegen Versuchsfelder: Aktivisten zerstören Genweizen
Gentech-Gegner zerstören zwei Drittel eines Versuchsfeldes bei Gatersleben - und lassen sich anschließend festnehmen.
BERLIN taz Gentechnik-Gegner haben am frühen Montagmorgen auf einem Feld bei Gatersleben in Sachsen-Anhalt Teile des dort sprießenden Genweizens zerstört. "Wir haben zwei Drittel der rund 10.000 kurz vor der Blüte stehenden Pflanzen mit Rübenhacken umgelegt", sagte eine Sprecherin der taz. Zuvor hatten die sechs Feldzerstörer einen Zaun durchtrennt und die Wachen abgelenkt. Von den später eintreffenden Polizisten ließen sie sich widerstandslos festnehmen.
In Gatersleben testet das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) zurzeit einen Weizen, dessen Korn durch genetische Veränderung mehr Protein enthält und als Futtermittel dienen soll. Nach Angaben des Münchner Umweltinstituts wurde ihm außerdem eine Totalherbizid-Resistenz angezüchtet. Gentech-Kritiker fürchten, dass sich der Weizen mitsamt seiner Genveränderung weiterverbreitet. Sie kritisieren, dass das Weizenversuchsfeld nur wenige hundert Meter von den Anbaufeldern einer Genbank für alte Kulturpflanzen entfernt liegt.
Denn das IPK betreibt neben der Genforschung auch ein Archiv, in dem alte Sorten von Kartoffeln, Getreide oder Gemüse bewahrt werden sollen. Regelmäßig müssen die Pflanzen ausgesät werden, um neue Samen zu gewinnen. Zwar riet selbst das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, das für Genversuche zuständig ist, vom Weizenanbau in unmittelbarer Nähe der Archivflächen ab - aber genehmigt wurde es trotz der 30.000 Einwendungen von Bürgern schließlich doch.
Nach Einschätzung eines IPK-Sprechers kann der Weizenversuch nach der Aktion keine Ergebnisse mehr liefern. Auf die Feldzerstörer dürften Straf- und Zivilverfahren zukommen. Eine Sprecherin sagte der taz: "Wir bekennen uns öffentlich, damit deutlich wird, dass der Widerstand aus der Mitte der Gesellschaft kommt."
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