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■ Mit Rentensystemen der Welt auf du und duDie Gelackmeierten

Berlin (taz) – Die Rentensätze in Deutschland sollen nach dem eventuellen Willen der Bundesregierung von 70 auf 64 Prozent der Nettolöhne fallen. Ein niedrigerer Rentensatz heißt aber noch lange nicht, daß die Kosten der Allgemeinheit für die Altersversorgung genauso sinken.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) verglich in einem Report vom Dezember die Pensionssysteme in den Industrieländern. Italien liegt bei den direkten Kosten an der Spitze. Dort werden 16 Prozent des Bruttosozialprodukts dafür ausgegeben, in Deutschland 10,3. Der Durchschnitt liegt bei 6,5 Prozent, am Ende der Skala rangieren die USA (4,7), Großbritannien (4,2) und Japan (3,9).

Während die britischen Rentner 1995 laut IWF im Mittel nur 18 Prozent des durchschnittlichen Bruttolohnes erhalten, kommen die deutschen auf 50 Prozent. Im Königreich spielen jedoch private und Betriebsrenten eine größere Rolle als bei uns – und die werden von dieser Statistik nicht erfaßt. Dumm dran sind im britischen System die Rentner ohne Zusatzversorgung. Sie müssen vom Staat über Sozialhilfeprogramme unterstützt werden. Wer bei Pensionen sparen will, muß also letztlich immer bei den Rentnern abzwacken.

Nun haben sich die IWF-Autoren auch Gedanken über die Nachhaltigkeit der Rentensysteme gemacht: Wenn zum Beispiel die Deutschen ihre „generösen“ Vorruhestandsregelungen und Rentensätze beibehalten, werden in den nächsten 50 Jahren die Kosten für die Altersversorgung auf 13,7 Prozent des Bruttosozialprodukts steigen, so die Studie. Wird das auf die Löhne draufgeschlagen, steigen die Nebenkosten, was wieder Arbeitsplätze kostet.

Es bleiben als Ausweg laut IWF nur generelle Rentenkürzungen und ein Umschwenken zu privater Vorsorge – bei denen, die vom Arbeitslohn etwas auf die Seite legen können. Die Generation, die während des Umschwenkens arbeitet, ist dabei auf jeden Fall die Gelackmeierte: Sie zahlt noch Sozialabgaben für die höheren Bezüge der derzeitigen Rentner und muß gleichzeitig Geld in ihre private Vorsorge einzahlen. rem

Der Report ist demnächst beim IWF ( http://www.imf.org ) zu bestellen: Sheetal Chand und Albert Jaeger, Aging Populations and Public Pension Schemes, Occasional Paper 147. Älter: Occasional Paper 47

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