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■ Mit Raucherentschädigungen auf du und duNur noch 206 Milliarden

Berlin (taz) – Vielleicht hat es an der neuen Strategie der Anti- Raucher-Lobby gelegen, die die USA nicht länger mit Warnungen for Krebs und Raucherbein tapeziert, dafür aber die Gefahr von Impotenz durch aktives oder passives Rauchen heraufbeschwört. Jedenfalls scheint die Anti-Raucher-Connection in den USA einen Schritt voran gekommen. Am Freitag abend haben acht US-Bundesländer und die vier großen Tabakkonzerne mit einem Kompromiß für Entschädigungszahlungen aufgewartet.

Mit rund 206 Milliarden Dollar (umgerechnet etwa 346 Milliarden Mark) wollen sich Philip Morris, RJR Reynolds Tobacco, Lorrillard und Brown and Williamson Tobacco an den Kosten für Gesundheitsschäden durch das Rauchen beteiligen. Die Zahlung soll über 25 Jahre gestreckt werden.

Profitieren von der Einigung könnten neben den acht Staaten, die an den Verhandlungen beteiligt waren, auch 38 weitere, die den Entwurf heute zugeleitet bekommen sollen und sich bis zum 20. November entscheiden können, ob sie sich dem Deal anschließen wollen.

Die Abmachung besteht aus einem Maßnahmenpaket, das vorsieht, die Zigarettenpreise in den nächsten fünf Jahren um zehn bis 15 Prozent pro Schachtel zu erhöhen. Gleichzeitig soll eine Art Erziehungsprogramm anlaufen, das binnen zehn Jahren 1,5 Milliarden Dollar verschlingen darf und mittels Anti- Werbung vom Rauchen abhalten soll. Eine eigens zu gründende Stiftung, die sich Gedanken darüber machen soll, wie Jugendliche von Zigaretten fernzuhalten sind, wird mit 250 Millionen Dollar veranschlagt. Überlegungen für eine staatliche Regulierung der Tabakindustrie, wie sie die Konzerne in den vergangenen Jahren noch befürchten mußten, tauchen in dem Papier nicht auf.

Anti-Raucher-Initiativen und explizite Tabakgegner halten den Kompromiß nicht nur deshalb für sehr dünn. Der Senat hatte im vergangenen Jahr schon einmal eine ähnliche Abmachung vorgelegt, die sich auf eine Größenordnung von 516 Milliarden Dollar – also mehr als das Doppelte der jetzt anvisierten 206 Milliarden – belaufen hatte. Diese war geplatzt, weil die Tabakgegner in Regierung und Kongreß versucht hatten, den Betrag bis über 900 Milliarden Dollar hochzutreiben.

Allerdings hat sich seitdem auf Bundesebene so wenig getan, daß auch unter den Aktivisten Stimmen laut werden, die für kleinere Schritte plädieren. Man habe die eigene Stärke einfach überschätzt. bw

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