■ Mit Ölkartellen auf du und du: GUS versus Opec
Berlin (taz/AP/dpa) – Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist nach wie vor die größte Ölproduzentin der Welt, vor den USA und Saudi- Arabien. Diese Stärke wollen jetzt drei GUS-Staaten – Rußland, Kasachstan und Aserbeidschan – auf dem Weltmarkt in harte Devisen ummünzen: als Kartell nach dem Vorbild der Opec (Organisation erdölexportierender Länder). Nach Mitteilung des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew wollen die drei Regierungen im Februar Gespräche aufnehmen. Es sei beabsichtigt, wie bei der Opec die Ölproduktion, die Export- und Preispolitik zu koordinieren.
Genau dieses gemeinsame Vorgehen gelingt der Opec seit dem Golfkrieg immer weniger. Saudi-Arabien hatte damals, ohne sich mit seinen zwölf Opec-Partnern zu koordinieren, die Fördermenge drastisch ausgeweitet. Nach Ende des Golfkriegs und der Wiederaufnahme kuwaitischer Lieferungen blieb das Land bei seiner erhöhten Fördermenge – und drückte damit den Durchschnittspreis für die sieben wichtigsten Opec-Ölsorten von 1991 noch 21 Dollar auf 17 Dollar pro Barrel (zu 159 Litern).
Die virteljährlichen Opec- Treffen in Wien bieten seither das immergleiche Ritual: nach zähen Verhandlungen einigen sich die arabischen, afrikanischen und mittelamerikanischen Ölminister auf Förderquoten, obwohl allen klar ist, daß sich niemand daran halten wird. Das Kartell verdirbt sich somit selbst den Preis.
Während die Opec ihre Ölförderung ausweitete, ging die der GUS deutlich zurück: 1992 um 13,5 Prozent auf durchschnittlich 9 Millionen Barrel pro Tag (während Saudi-Arabien 8,4 Millionen Barrel/Tag förderte). Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die GUS- Förderung in diesem Jahr um weitere 11 Prozent sinken. Die Modernisierung der maroden Anlagen einschließlich der Reinigung der Umwelt dürfte nach Schätzung westlicher Experten zunächst mehr kosten, als der Öl-Verkauf einbringen wird.
Kasachstan und Aserbeidschan sind auf dem Weg zum Weltmarktanbieter übrigens schon sehr viel weiter als Rußland. Während in Rußland die Bedingungen für den Einstieg von Westinvestoren noch ungeklärt sind, haben die Regierungen der beiden Republiken Joint-ventures mit US-Ölmultis geschlossen. Unterschiedliche Interessen sind so für das neue Kartell bereits programmiert. Kasachstan hat sich deshalb noch keineswegs auf den GUSschen Dreierbund festgelegt.
Nasarbajew teilte gestern außerdem mit, daß sich Kasachstan um einen Beobachterstatus bei der Opec bemühe. dri
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