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■ Mit Ökosteuern auf du und duSchwerverkehrsabgabe

Den Brummis die Kosten der von ihnen verursachten Umweltverschmutzung aufbrummen – das soll mit der Schwerverkehrsabgabe bezweckt werden. Doch bisher hat sich die Speditionslobby erfolgreich gegen eine solche Abgabe gewehrt. Kein Wunder, denn die Branche boomt: Bis zum Jahr 2000 wird Prognosen zufolge der Güterverkehr per Lastwagen um 40 Prozent zulegen.

Eine Schwerverkehrsabgabe könnte diesen Zuwachs eindämmen, indem sie die umweltschädlichen Lkw-Transporte verteuert. Diese Ökosteuer würde nach den Vorstellungen des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) die bestehende Kfz- Steuer ersetzen, europaweit eingeführt und alle gewerblich genutzten Lkw über 2,8 Tonnen, also auch den Werksverkehr, betreffen. Die Höhe der Abgabe soll vom zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs und von den gefahrenen Kilometern abhängen: Je höher das zulässige Gesamtgewicht eines Brummis, desto mehr muß pro Kilometer bezahlt werden. Wie hoch das Kilometergeld für die Umwelt ausfällt, sollen die einzelnen EG-Staaten entscheiden, in deren Kassen die Abgabe fließt.

Nach dieser Konzeption dürfte die Fahrt eines 40-Tonners durch Europa, ob voll beladen oder leer, erheblich teurer werden, während der Nahverkehr wesentlich geringer belastet würde. Dahinter steckt die Vorstellung, daß Güter auf langen Strecken besser der umweltfreundlicheren Bahn zum Transport überlassen werden sollten, sich jedoch eine Belieferung des Empängers mit dem Lkw vom Bahnhof nicht vermeiden läßt. Eine Schwerverkehrsabgabe müßten beispielsweise auch polnische Lkws zahlen, die billig in ihrem Heimatland Diesel tanken, um bei ihrer Fahrt durch Deutschland lediglich Abgase, aber keine Mineralölsteuer zu hinterlassen. Der Kfz-Steuer ist eine Schwerverkehrsabgabe schon deshalb überlegen, weil sie nach dem zulässigen Gesamtgewicht und den gefahrenen Kilometern berechnet wird. Auch einer Vignette, die, einmal gekauft, zum Vielfahren auffordert, wäre sie unter Ökoaspekten weit voraus.

Doch Europas Politiker setzen weiter auf den Lkw-Verkehr – fast 80 Prozent aller Güter werden innerhalb des Binnenmarktes auf den Straßen befördert. Der Ausbau der Bahn als Alternative für den Gütertransport – etwa im Huckepackverfahren – geht dagegen nur schleppend voran. Und die Mehrheit der Verbraucher beißt derzeit lieber in die billigen, weil von den Kosten des umweltschädlichen Transports befreiten Orangen aus Spanien – und schluckt den Lkw-Dreck mit. Alexander Spermann

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