■ Mit Nicaraguas Wirtschaft auf du und du: Arm und abhängig
Nicaraguas Volkswirtschaft, nach Haiti die ärmste in ganz Amerika, übt den Spagat. Zwar lobt der UN-Report für 1995 die positive Entwicklung der beiden wichtigsten Makroindikatoren als „unleugbare Errungenschaft“ der Chamorro-Regierung: Das Bruttoinlandsprodukt konnte letztes Jahr um 4,2 Prozent gesteigert und die Inflation auf 11 Prozent gesenkt werden. Doch viel bedenklicher erscheint den Ökonomen die Zunahme der drei großen A's: Armut, Arbeitslosigkeit und Auslandsabhängigkeit.
Selbst nach den eher konservativen Berechnungen der nicaraguanischen Zentralbank sind 53 Prozent der arbeitsfähigen NicaraguanerInnen un- oder unterbeschäftigt, und fast drei Viertel aller Familien leben an und unter der statistisch anerkannten Armutsgrenze, die Hälfte von ihnen gar unter „extrem armen“ Verhältnissen. Der Lohn beträgt heute durchschnittlich nur noch 60 Prozent des Niveaus von 1980.
Eine halbe Milliarde Dollar, mehr als ein Viertel des gesamten Inlandsprodukts, floß 1995 als Hilfe von außen ins Land, das zudem mit knapp zehn Milliarden Dollar bei seinen internationalen Gläubigern in der Kreide steht. Die Pro-Kopf- Verschuldung der 4,5-Millionen-Republik gilt nach wie vor eine der höchsten der Welt.
Schon seit dem ersten Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) 1991, dem 1994 zwei weitere Vereinbarungen mit IWF und Weltbank folgten, mußten die NicaraguanerInnen drastische Einschnitte in ihrer Versorgung mit Gesundheit und Bildung hinnehmen. So liegt der Anteil der funktionalen AnalphabetInnen, der von den Sandinisten bei ihren Alphabetisierungskampagnen auf zwölf Prozent gesenkt werden konnte, nach Schätzungen heute wieder bei 30 Prozent – Tendenz steigend. Anne Huffschmid
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