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Mit Microsoft gegen AppleSony Ericsson will auch ein iPhone

Im Kampf gegen Apples iPhone hat sich der japanisch-schwedische Handy-Hersteller einen neuen Verbündeten gesucht: Das neue "Superhandy" Xperia kommt mit Windows Mobile-Betriebssystem.

Its a Sony: Für die zweite Hälfte 2008 geplant: das Xperia X1 Bild: sony ericsson

Das iPhone hat den Mobilfunkmarkt aufgerollt - selbst wenn die Verkaufszahlen des teuren Apple-Edelhandy in Europa schlechter sein sollten, als bislang eigentlich erwartet wurde. Deutliche Zeichen dafür sind auf dem Mobile World Congress 2008 zu sehen, der aktuell in Barcelona läuft - in Form von Partnerschaften, die bislang undenkbar waren. Jüngstes Beispiel ist Sony Ericsson.

Der japanisch-schwedische Handy-Konzern, der zu den vier größten Herstellern auf dem Markt zählt, kündigte in Spanien neben allerlei eher unspektakulären Geräten ("Cybershot", "G-Series") mit dem "Xperia X1" sein erstes Smartphone an, das nicht mehr mit der eigenen Software UIQ läuft, die auf Nokias traditionsreichen Symbian-Betriebssystem aufsetzt. Stattdessen wechselt das Unternehmen für sein neues Spitzenmodell den Partner komplett: Künftig stammt die interne Technik vom Softwareriesen Microsoft mit seinem weit verbreiteten Windows-Betriebssystem-Ableger Windows Mobile.

Nur an der Oberfläche hat Sony Ericsson selbst geschraubt. Sie soll hübscher sein als das Original und kommt iPhone-mäßig mit einer ansprechenden Touchscreen-Bedienung daher, bietet aber über eine ausziehbare Tastatur und ein kleines, optisches Joypad noch weitere Bedienformen. Dennoch steckt im Körper des X1 ein echtes Windows Mobile-Herz - und damit auch eine gute Kompatibilität zu PC-Programmen wie Exchange, die im Firmenumfeld notwendig ist. Mit 3 Zoll Bildschirmfläche kommt es nicht ganz an das iPhone heran, bietet aber eine insgesamt höhere Auflösung. Daneben sind die aktuellen UMTS-Standards samt Beschleunigungstechnik HSDPA/HSUPA eingebaut. Das sind Dinge, die Apples Produkt noch immer fehlen - auch den AGPS-Chip zur genauen Routenführung, den Sony Ericsson dem Gerät spendiert, vermissen iPhone-Besitzer noch.

Allerdings ist unklar, in wie weit das X1, dessen Preis noch unbekannt ist, nicht schon veraltet sein könnte, wenn es auf den Markt kommt. Der japanisch-schwedische Handy-Bauer kündigt seine Geräte traditionell sehr früh an, so dass das neue Modell erst im zweiten Halbjahr 2008 verfügbar sein wird. Bis dahin, glauben Experten, könnte Apple mit einer neuen Version des iPhone nachgelegt haben - eine leicht verbesserte Variante mit mehr Speicher (16 Gigabyte) hatte Apple bereits in der vergangenen Woche bereits vorgelegt. Firmenchef Steve Jobs hatte zuvor bemerkt, dass man firmenintern bereits an einer UMTS-Variante arbeite, sich aber aufgrund des höheren Stromverbrauchs zunächst dagegen entschieden habe. Tatsächlich ist die aktuell verwendete EDGE-Technik sparsamer.

Neben Sony Ericsson steht auf dem Mobile World Congress 2008 vor allem Nokia im Brennpunkt. Hier hatte es vorab Gerüchte gegeben, laut denen sich der Marktführer aus Finnland ebenfalls für Microsoft-Technik begeistern könne. Doch auf einer Pressekonferenz in Barcelona wurde dies nun zurückgewiesen. "Momentan haben wir keine solchen Pläne", sagte Firmenchef Olli-Pekka Kallasvuo. Man bleibe bei seiner Symbian-Technik ("Series 60"). Eine aktualisierte Version namens "S60 Touch" soll bald auf den Markt kommen und Eigenschaften des iPhone auch auf Nokia-Geräte und andere Symbian-Handys holen - ähnlich wie Sony Ericsson mit seinem X1 wird ebenfalls das zweite Halbjahr 2008 angepeilt.

Weitere Neuigkeiten vom Mobile World Congress betreffen andere überarbeitete mobile Softwaretechnologien. So will die vor einer Übernahme durch Nokia stehende norwegische Firma Trolltech die Entwicklung von Web 2.0-Anwendungen für Handys erleichtern - und setzt dabei auf Open Source-Werkzeuge. Interessant ist daran auch, dass sowohl Nokia als auch Trolltech künftig auf Apples Browser-Technologie "Webkit" setzen, die als freie Software vorliegt - sogar eine Version für Windows Mobile wurde in Barcelona gezeigt. So zeigt dann eine im iPhone und in Macs steckende Technik Webseiten auf zahlreichen Fremdhandys an. Das zeigt: Immerhin teilweise kommen sich die zerstrittenen Lager näher. Von einheitlichen Betriebssystemen sind Handys jedoch noch meilenweit entfernt.

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