■ Mit Managerinnen auf du und du: Gläserne Wand
Genf (epd/AP/taz) – Eine „gläserne Wand“ trennt Frauen vom höheren Management. Eine gestern veröffentlichte Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) kommt zu dem Schluß, daß der Frauenanteil in den mittleren Leitungsebenen zwar leicht gestiegen ist. Doch nur zwei bis drei Prozent der weltweiten „Top jobs“ würden von Frauen gehalten.
In Deutschland ergab die Untersuchung von 70.000 größeren Firmen, daß ganz oben nur ein bis drei Prozent Frauen anzutreffen sind, während sie es im mittleren Management auf einen Anteil von 12 Prozent bringen. In den USA werden immerhin 46 Prozent der Jobs im Management von Frauen ausgefüllt. Doch laut einer Übersicht der 500 wichtigsten US-Firmen von 1995 waren nur 2,4 Prozent der höchstbezahlten Manager Frauen. Außerdem lag das wöchentliche Einkommen der Managerinnen durchschnittlich 68 Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen. Am besten gehe es da noch den britischen Managerinnen, die es im Schnitt auf 83 Prozent dessen bringen, was die männlichen Chefs verdienen.
In der Politik verzeichnet der Bericht eine günstige Entwicklung. Die Zahl der Frauen auf Kabinettsposten hat sich innerhalb des zurückliegenden Jahrzehnts verdoppelt – auf 6,8 Prozent. Spitzenreiter ist Skandinavien; in Schweden besteht das Kabinett zur Hälfte aus Frauen.
Einige Entwicklungsländer sind in der Frauenfrage offenbar dennoch offenbar weiter entwickelt als die Industrieländer. Besonders hoch sei die Zahl der Frauen in Führungspositionen in Kolumbien, Uruguay, Venezuela und auf den Philippinen. Die ILO begründet dies mit der Kinderbetreuung, die in Großfamilien besser gesichert sei als in Industrieländern, und damit, daß in diesen Ländern mehr billiges Haushaltspersonal zur Verfügung stehe.
Damit muß eine alte Weisheit offenbar erweitert werden: Nicht nur hinter jedem erfolgreichen Mann, sondern auch und hinter jeder erfolgreichen Frau steht eine Frau.
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