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…WAS MACHT EIGENTLICH ... der, äh, das Blog?Mit Identitätsproblemen kämpfen

Das „Web 2.0“ ist ein Wespennest. Es geht schon damit los, dass alle davon sprechen, aber jeder Zweite keinen Schimmer hat, worum es dabei geht. Und dann gibt es in diesem kaum erforschten Kosmos seltsame Konventionen und Codes – Fallstricke, über die der unerfahrene Gast gerne stolpert.

Gestern war im Rahmen unserer Web-2.0-Serie ein Text über einen Blog zu lesen. Ja: einen Blog. Stunden später bekamen wir die Quittung: Sehr geehrte Damen und Herren, schrieb uns Jens Hinrich Hellmann aus Bielefeld (!), dass es „das“ und nicht „der“ Weblog heißt, wissen Sie hoffentlich mittlerweile. Dass Sie die Druckversion der morgigen Ausgabe […] nicht mehr ändern können, erscheint mir in Anbetracht von Zeit-Kosten-Nutzen-Abwägungen […] verständlich. Warum Sie allerdings nicht die Internetversion dieses Artikels eben mal schnell abändern, das mag ich mich als ehemaliger Abo-Inhaber dann doch auch um halb eins am just beginnenden Abend fragen.

Lieber Herr Hellmann, wir haben uns kundig gemacht. Und so klar ist die Sachlage dann auch wieder nicht. Wir fassen zusammen: 1. Die Frage, ob es „der“ oder „das“ Blog heißt, wird im Netz heiß diskutiert. 2. Eine uns persönlich bekannte Bloggerin versichert, dass „der Blog“ bei Bloggern durchaus üblich ist. 3. Es gab einmal einen bzw. ein Blog, der bzw. das nur dieser Frage gewidmet war bzw. für die sächliche Form kämpfte (das-nicht-der-blog.blogspot.com). 4. Dieser/dieses Blog endet bereits mit dem sechsten Eintrag, der die Entscheidung des Dudens konstatiert, beide Geschlechter zuzulassen – wenn auch mit leichter Präferenz für das sächliche.

Wir haben dann in Mannheim angerufen, und die nette Frau von der Duden-Sprachberatung hat uns erklärt, wie die „Genuszuweisung“ bei solchen Wörtern funktioniert. Die Sprachhüter entscheiden das nicht nach Logik – hier würde sich analog zum „Logbuch“ in der Tat das Neutrum aufdrängen –, sondern nach „Beleglage“. Soll heißen: Wenn genügend Menschen „den Blog“ schreiben, wird das irgendwann verbindlich. Normative Kraft des Faktischen nennt man das wohl.

Wir lassen das also hier erst mal offen mit dem Blog – und übrigens: Im Dativ merkt man’s gar nicht. CLP FOTO: ARCHIV

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