neues kranzler eck: Mit Homo-Licht
Es wird Nacht in Potsdam. Die Luft schmeckt nach Winter. Der Oktober zieht die Henning-von-Treskow-Straße herauf. Im Haus Nummer 9–13 brennt noch Licht. Der Innenminister bastelt an Strategien. Ihn treiben trübe Gedanken. Er blickt zum Fenster hinaus. Was Jörg Schönbohm da sieht, stimmt ihn noch trauriger.
Kommentarvon JENS RÜBSAM
Da hat er als Berlins Innensenator jahrelang gegen diese „Unmöglichkeit“ Erlasse erteilt, da hat er die Bezirksämter alljährlich vor dem Christopher-Street-Day darauf hingewiesen, dass sie sich mit dem Hissen der Regenbogenfahne „lächerlich“ machen – doch wofür nur? Lustig strahlen ab Oktober Regenbogenfarben vom Hauptstadt-Himmel herüber in die Mark. Sie kommen vom Café „Neues Kranzler Eck“. Der Lichtkünstler Yann Kersale will dem Eierlikörtorten-Café mit der Wiedereröffnung Pepp verpassen: ein lila-gelb-grünes Spektakel für 1,8 Millionen Mark. Wie viele Gummiknüppel hätte das gegeben, wie viele Hundekottüten, rechnet nun Innenminister Schönbohm.
Es ist alles eine Frage des Standpunktes. Was in Potsdam wie eine Gefahr ausschaut, ist um des Kranzlers Ecke, bei Rosa von Praunheim in der Konstanzer Straße, Anlass für eine ausgelassene Party (Motto: „Tanz ums schwule Licht“). Und im Himmel frohlockt derweil Lotti Huber.
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