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Mit Holzmann-Kontrolleuren auf Du und DuNächste Krise kommt

Nürnberg (taz) - Wirtschaftsprüfer sind heutzutage nicht sehr gelitten. Das kommt daher, dass die staatlich vereidigten, privaten Prüfungsgesellschaften zum Beispiel beim Baukonzern Holzmann oder der HypoVereinsbank Bilanzen absegneten, die sich hinterher als völlig falsch entpuppten. Dabei sind das Problem und die möglichen Lösungen schon lange in der Diskussion. So hat der Münsteraner Uniprofessor Jörg Baetge bereits vor Jahren einen Bonitäts-Index entwickelt, der seit 1995 eine Bestandsgefährdung des maroden Baukonzerns nachgewiesen hätte.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen warnt vor „zu großer Nähe“ von Prüfern, Aufsichtsrat, Banken und untersuchten Unternehmen. Unternehmensberater Roland Berger weist auf die negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen Konkurrenz zwischen den Prüfungsgesellschaften hin: „Durch ihre Größe und die daraus resultierende Notwendigkeit, Aufträge zu sichern, geraten sie in eine Abhängigkeit von ihren Auftraggebern.“ Und Bernd Rödl von der Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner meint: „Mancher Wirtschaftsprüfer wird sich hüten, in Streitfragen auf Konfrontation zum Vorstand zu gehen, weil er befürchten muss, seinen Auftrag zu verlieren.“

Auch das im Mai 1998 in Kraft getretene Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG), so Experten, sei noch längst nicht in allen Unternehmen umgesetzt – ein wirksames Risikomanagement fehlt, die Aufsichtsräte wissen meist nicht, was sie überhaupt kontrollieren, und die Vorstände verschweigen Schieflagen gern, um den drohenden Abwärtstrend nicht noch zu beschleunigen. Aber auch die Überprüfung der Prüfer durch staatliche Einrichtungen und Aufsichtsbehörden oder durch Kontrollinstanzen des eigenen Verbandes wurden diskutiert. Getan hat sich bis heute allerdings nichts, konkrete Pläne und Vorstellungen für die Verschärfung der Aufsicht und Kontrolle liegen bisher nicht auf dem Tisch.

Und so wird auch beim Holzmann-Prüfer KPMG wie bisher weiter gearbeitet. Selbstverständlich, so KPMG-Pressesprecher Heiner Herkenhoff, habe es einige Nachfragen von irritierten Kunden gegeben. Doch weder an den Prüfungsverfahren noch an der personellen Zusammensetzung der Prüfteams will die KPMG etwas ändern. Trotz aller Kritik erzielte man 1999 ein deutliches Wachstum gegenüber dem 1998er-Umsatz von rund 1,6 Milliarden Mark. H.P. Wickel

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