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Mit GPS auf Fahrradtour„Man braucht nicht mehr anzuhalten“

Für normale Radler ist die Satellitennavigation noch viel zu kompliziert, sagt der GPS- und Bikerexperte Thomas Froitzheim. Auch sei die individuelle Planung nur schwer automatisierbar.

GPS für Biker setzt sich erst langsam durch. Bild: dpa
Interview von Günter Ermlich

taz: Herr Froitzheim, Sie schreiben in Ihrem Handbuch „GPS für Biker“ von der „faszinierenden Welt der Satellitennavigation“. Warum sind Sie auf das Global Positioning System, kurz GPS, so abgefahren?

Thomas Froitzheim: Erstens kann man Radtouren sehr präzise auf der digitalen Landkarte am PC vorbereiten und findet sie dann in der Natur wieder. Und zweitens kann man die gefahrenen Touren hinterher abspeichern und auf dem Rechner anschauen.

Beim Blick ins Register Ihrer Gebrauchsanweisung wird einem ganz schwindlig: Active Log und OziExplorer, Hotfix, Moobix und Yabadu. Ist GPS eine Geheimwissenschaft?

Für normale Nutzer ist GPS immer noch viel zu kompliziert. Das liegt einerseits am Fachvokabular der Satellitennavigation, andererseits sind die Geräte selber noch für Expeditionszwecke ausgestattet. Viele Funktionen braucht der normale Anwender überhaupt nicht, vielleicht 15 Prozent.

Machen GPS-Geräte Rad- und Wanderkarten überflüssig?

Nein, überhaupt nicht. Man soll die gute alte Karte ja nicht durch digitale Medien ersetzen. Sie wird ihre Rolle bei der Vorbereitung und Planung einer Tour behalten, weil sie übersichtlich und detailgetreu ist. Bei einer großen Karte kann ich auf einen Blick die Lage und die Länge der Tour erkennen, die Beschaffenheit der Oberfläche, die Sehenswürdigkeiten. Das Problem der GPS-Geräte ist das kleine Display. Sie zeigen nur einen Teil der Strecke und eignen sich nicht für eine umfassende Planung.

Das GPS-Gerät als Ergänzung zur Karte.

Thomas Froitzheim

50, ist stellvertretender Leiter des ADFC-Bundefachausschusses Fahrradtourismus.Sein Buch "GPS für Biker", ist im Bruckmann Verlag, 2010, erschienen. Infos: http://www.thomasfroitzheim.de/

Genau. Man sucht sich zunächst auf der Karte eine Tour aus. Dann stellt man sich die Route auf einer digitalen Karte am PC-Monitor zusammen, überträgt sie auf das GPS-Gerät und radelt sie in der Natur ab. Oder man lädt Tourenvorschläge aus dem Internet komplett auf das GPS-Gerät herunter. Der große Vorteil: Mit der Satellitennavigation gewinnt man Orientierungssicherheit und braucht unterwegs nicht mehr anzuhalten.

Wenn die Satelliten aber ungünstig stehen, setzt das GPS-Gerät schon mal aus. Auf dem Display erscheint dann: „Signale schwach! Himmel frei?“

Das war früher der Fall bei den Gekos, den GPS-Geräten mit kleinen Batterien und relativ schwachen Empfängern. Heute sind die Empfänger, auch die der preiswerten Geräten von 100 Euro, aber so stark, dass man praktisch immer Signale hat.

Viele Autofahrer haben inzwischen ein Navi an Bord. Es ist kinderleicht zu bedienen. Das funktioniert mit GPS-Geräten am Radlenker noch nicht.

Inzwischen gibt es GPS-Geräte, die ein sogenanntes routingfähiges Feld- und Waldwegenetz haben. Routing bezeichnet die Fähigkeit des Gerätes, selbst Strecken auszurechnen. Man gibt ein Ziel ein, dann sucht das Gerät auf der digitalen Karte automatisch eine Wegeführung heraus. Die individuelle Planung ist aber noch wichtig und nur schwer automatisierbar.

Es gibt also kein Gerät, das Rad- oder Wandertouren einer Region auf Knopfdruck einspeist?

Eigentlich noch nicht. Die normalen Rad- oder Wanderkarten sind immer noch nicht im digitalen Bereich angekommen. Es gibt zwar präzise Karten mit topografischen Informationen, aber es fehlt an thematischen, ausgeschilderten Rad- und Wanderwegen. Zwar gibt es für das Radfernwegenetz, etwa 60.000 Kilometer, netzartig verknüpfte Routen wie den Weser-, Elbe-, Rheinradweg, aber für die feinen Strukturen vor Ort fehlt so etwas noch.

Welche Bedeutung hat der Einsatz von Outdoor-GPS-Geräten im Radtourismus?

Laut den Nachfragezahlen vom letzten Jahr fahren 25 Prozent der Mountainbiker sowie rund 10 Prozent der Radtouristen und Rennradfahrer mit GPS.

Und wie stark nutzen Touristiker die Möglichkeiten von GPS?

Die Touristiker tun sich noch etwas schwer. Bisher verleihen nur wenige Tourismusregionen GPS-Geräte mit fertig konfektionierten Touren. Verbreiteter ist, dass Tourenvorschläge in Form von Wegeverlaufsdateien, den GPS-Tracks, im Internet kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

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2 Kommentare

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  • U
    uwe

    Der Autor sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die einfachste Planung einer Tour gelingt durch herunterladen von Tracks aus dem www, hier stehen tausende von Touren zur Verfügung. Hochladen ins GPS-Gerät ist ein Kinderspiel. Die PLanung neuer Touren ist sicher etwas aufwändiger und setzt das passende digitale Kartenmaterial voraus. ABgesehen davon existieren zumindest von Garmin mittlerweile für D, A, CH und einige andere Länder digitale topographische Karten mit Routing-Funktion.

  • T
    trude

    "Es gibt also kein Gerät, das Rad- oder Wandertouren einer Region auf Knopfdruck einspeist?

    Eigentlich noch nicht. Die normalen Rad- oder Wanderkarten sind immer noch nicht im digitalen Bereich angekommen."

     

    Das stimmt nur zum Teil: Ich benutze auf meinem Garmin Dakota 20 die Karten von openmtbmap.org, welche wiederum auf den Karten des Projekts Openstreetmap.org basieren. Damit ist das Gerät selbst auf Wald- und Wanderwegen routingfähing geworden.