piwik no script img

■ Mit Direktbanken auf du und duMeistens günstiger

Berlin (taz) – 1965 schon wurde mit der Allgemeinen Deutschen Direktbank in Frankfurt die erste Briefbank gegründet, als durch die Einführung des vermögenswirksamen Sparens Hunderttausende Beschäftigte nach Anlagemöglichkeiten für ihre 312 Mark im Jahr suchten. Erst drei Jahrzehnte später ist die gesamte Branche heiß auf Direktbanking. Durch den Einsatz moderner Kommunikationstechniken, von Telefon bis zum Internet, eine weitgehende Standardisierung des Programms, Verzicht auf teure Filialräume und ebenso teures Beratungspersonal soll das Geschäft mit dem privaten Kunden mehr Ertrag abwerfen als bisher.

Den bislang rund 1,5 Millionen Direktbankkunden in Deutschland werden deshalb vor allem in der Anfangszeit interessantere Konditionen und attraktivere Zinsen geboten als bei den traditionellen Filialinstituten. Die bei vielen Direktbanken zum Einsatz kommenden, in kurzer Zeit angelernten Banktelefonisten sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zu erreichen.

Beratung, vor allen Dingen in komplizierteren Geldfragen, wird nicht angeboten. Wenn aber doch, zum Bespiel die Wertpapierberatung bei der Münchner Vereinsbank-Tochter Advance Bank, dann liegen die Kosten für Depot und entsprechende Transaktionen allerdings auch nicht besser als bei den Filialbanken. Auch die Dresdner Bank, die jetzt als eine der letzten eine eigene Direktbank plant, will dort ihre Kunden beraten. Ganz neu ist, daß Transaktionen und Beratung nicht nur telefonisch, sondern sogar im persönlichen Gespräch angeboten werden.

Viel Geld sparen können Verbraucher jedenfalls zur Zeit bei normalen Giro- oder Gehaltskonten. So gibt es bei der Advance Bank das Girokonto zum Nulltarif, die Scheckkarte ist kostenlos, und Guthaben werden mit 2,5 Prozent verzinst. Auch bei der Bank 24 (Deutsche Bank) und comdirect bank (Commerzbank) liegt die monatliche Gebühr für das Girokonto bei 0 Mark – allerdings nur im ersten Jahr. Danach werden dann doch fünf Mark pro Monat fällig. Bei Bank 24 und comdirect bank gibt es dafür nicht nur die Scheckkarte, sondern auch die Kreditkarte umsonst.

Mit zusätzlichen Kosten muß der Kunde allerdings für die Kommunikation mit seiner Bank rechnen: Auch bei 0180-Telefonnummern fallen 24 Pfennig in der Minute an. Und die Bargeldbeschaffung an fremden Geldautomaten kostet zusätzlich. Es sei denn, dafür stehen Apparate der jeweiligen Konzernmütter zur Verfügung – bei der Bank 24 beispielsweise die 1.700 Automaten der Deutschen Bank.

Insgesamt soll die Zahl der Direktbankkunden in den nächsten Jahren auf 8 Millionen steigen, hoffen Finanzexperten. Gleichzeitig dürfte die Zahl der Bankfilialen um rund 10.000 sinken. Eine höhere Bankendichte als Deutschland leistete sich bisher in Europa lediglich noch die Schweiz. Horst Peter Wickel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen