■ Mit Direktbanken auf du und du: Mehr Ersparnis gesucht
Berlin (taz) – 33 Jahre ist er alt, hat ein überdurchschnittlich hohes Einkommen und einen privaten PC mit Modem. Wie der Musterkunde einer Direktbank aussieht, ist mittlerweile bekannt, wo mehr davon aufzutreiben sind, hingegen nicht. Viele Banken schreiben in dieser Sparte immer noch rote Zahlen, der Kundenstamm wächst nur langsam. Das fand die BBE-Unternehmensberatung in der Branchenstudie Direktbanken heraus.
1965 wurde mit der Allgemeinen Deutschen Direktbank in Frankfurt das erste Exemplar dieser Art gegründet. Erst drei Jahrzehnte später kam der Rest der Branche auf den Geschmack. Bei Direktbanken wie comdirect (Commerzbank) und Bank24 (Deutsche Bank) läuft der Kontakt zum Privatkunden ausschließlich über Telefon, Fax und PC. Die Advance Bank (Dresdner Bank) bietet zum Teil persönliche Beratung. Man hofft, durch den Verzicht auf Filialräume und teures Beratungspersonal höhere Erträge zu erwirtschaften. Auch die Kunden sollen von diesen Kostenersparnissen profitieren: Vor allem im ersten Vertragsjahr gibt's bessere Konditionen und attraktivere Zinsen als bei den „klassischen“ Kollegen. Die Führung eines Girokontos ist zum Beispiel im ersten Jahr umsonst, auch Scheck- und Kreditkarten gibt's meist gratis. Danach werden jedoch monatlich fünf Mark Kontoführungsgebühr fällig. Im Schnellverfahren angelernte Banktelefonistinnen kümmern sich rund um die Uhr um die Kunden. Weil die Töchter normaler Filialbanken meist nicht an Bankentarifverträge gebunden sind, liegen die Löhne im Schnitt zwischen vier und sieben Mark unter dem Durchschnittstarif von 23 Mark.
Aufgegangen ist dieses Konzept bisher noch nicht. Bei vielen Direktbanken seien die Anlaufverluste höher als erwartet, und die Zahl der Vertragsabschlüsse läge unter Plan, so die Unternehmensberatung. Optimistische Finanzexperten hofften auf acht Millionen KundInnen zur Jahrtausendwende. Schlappe 2,3 Millionen haben sich bis heute für eine Direktbank entschieden.
Potential sei vorhanden, hat die BBE bei einer Umfrage in diesem Marktsegment herausgefunden. 26 Prozent der befragten Personen (hochgerechnet rund 10 Millionen Bundesbürger) könnten sich vorstellen, ihre Bankgeschäfte künftig per Telefon- und Datenleitungen zu erledigen. Hier werde allerdings viel von normalen Filialbanken abgeschöpft, die verstärkt Online-Möglichkeiten anbieten. Wer in jedem Fall für die Direktbanken in Frage kommt, so Bankexperte Jörg Sieweck, seien die Trendbewußten. „Heutzutage ist es doch schick, den Bankauftrag per Handy zu erledigen.“ bel
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