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„Mit 50 Mark Spende ist jeder Bürger dabei“

■ Hilfsaktion für die Sowjetunion läuft auf vollen Touren/ Selbstgepackte Sendungen dreimal so teuer

Bonn (ap/taz) — Die Hilfsaktionen der Deutschen für Menschen in der Sowjetunion haben ein überwältigendes Echo gefunden. Allein die Organisation Care Deutschland verbucht einen Spendenrekord von bisher 12,2 Millionen Mark. Der Caritasverband in Freiburg meldet fünf Millionen und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Bonn zwei Millionen Mark. Die meisten anderen Verbände können zur Zeit noch keine konkreten Angaben machen, da ihre Aktivitäten dezentralisiert laufen. Das Diakonische Werk in Stuttgart ist ebenfalls optimistisch und glaubt, bis zum Jahresende werde das Engagement der Menschen noch steigen.

Alle Hilfsorganisationen bekräftigten ihre Bitte, für die notleidenden Menschen in der Sowjetunion lieber Geld als Sachspenden zu geben. Der Drang von Bundesbürgern, selbst ein Paket in die UdSSR zu schicken, hängt nach Erfahrung der Hilfsorganisationen mit dem Wunsch zusammen, gerade in der Weihnachtszeit „eigenhändig etwas Gutes zu tun“. Die Menschen glaubten, ihr Paket sei eine konkretere Hilfe als eine Geldspende. „Das ist jedoch nicht der Fall“, erklärte ein Sprecher des Caritasverbandes. Selbstgepackte Hilfssendungen kämen den Spender im Durchschnitt dreimal so teuer wie von Organisationen zusammengestellte Sendungen. Dem stimmt auch Care Deutschland zu und wirbt deshalb: „Mit 50 Mark Spende ist jeder Bürger dabei“. Denn es sei einfacher, mit Geld zentral die erforderlichen Medikamente, Kindernahrung oder Lebensmittel für alte Menschen zu beschaffen, als angelieferte Pakete auf Inhalt zu prüfen, umzupacken und weiterzubefördern. Das Diakonische Werk versichert: „Eine Geldgabe an Organisationen mit guten Verteilermöglichkeiten der Hilfsgüter garantiert dem Spender eine raschere Hilfe als eine selbstverpackte Sendung.“

Der erste Hilfskonvoi des DRK, der am vergangenen Freitag in der Nähe von Bonn gestartet war, traf am Dienstag abend mit 5.000 Paketen in Moskau ein. Bis zum Wochenende sollen alle Pakete verteilt sein. Beim Bundesinnenministerium ist inzwischen eine Info-Börse eingerichtet worden, deren Mitarbeiter Auskunft über Hilfsmaßnahmen geben. Telefon: 0228 (Bonn)/681-4634, 681-3418, 681-4162 oder 681-1.

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