: Missionsschiff im Industriehafen
■ 180 ChristInnen der „Operation Mobilisation“ verkaufen ihre Bücher und beten
Am 29. Mai wird die „Logos II“ den Bremer Industriehafen wieder verlassen. Bis dahin wird ihre Mannschaft in Gesprächskreisen und Gebetsstunden mit örtlichen Christen Missionsarbeit leisten. „OM“ - d.h. „Operation Mobilisation“ ist der Träger des Schiffes und steht für einen „weltweiten Dienst“, für „eine Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Christen zu schulen.“
Seit Beginn der missionarischen Schiffsarbeit 1970 hat OM bereits 550 Häfen in 120 Ländern angesteuert. Die „Logos II“, Nachfolgerin der untergegangenen „Logos I“ und gerade erst zum Missionsschiff umgebaute Autofähre, war am 24. April aus Amsterdam ausgelaufen, kam über London nach Bremen und wird als nächste Evangelisationsziele Rostock und Dänemark anfahren.
Im Schiffsrumpf, wo sonst die Autos standen, sind jetzt die 250 Tonnen Bücher verstaut. Derzeit sind es vorwiegend englisch- und deutschsprachige Bibeln, Hand-und Wörterbücher, Kinderbücher, Bücher zu den Sparten Doktrin, Business-Management, Medizin, Ehe, Geburt u.v.m. Wenn das Schiff nach Südamerika aufbricht, wird es spanische Bücher mitnehmen, nach Westafrika eher französische. 4.000 Titel bietet die tägliche Buchaustellung feil. Die jeweiligen Preiseinheiten (units) werden in die jeweilige Währung des Anlegehafens umgerechnet und in den drei „Cash-Desks“ abkassiert. Daneben: Ein „Original Logos Bullauge mit Messingring“, schön aufpoliert. Potentielle KäuferInnen werden um Preisvorschläge gebeten. Denn die OM finanziert sich, ihre zwei Missionsschiffe (die „Doulos“ ist nach Südostasien unterwegs), die Missionsarbeit und ihre MitarbeiterInnen nur zu 75 Prozent aus dem Bücherverkauf. Für den Rest „vertrauen wir darauf, daß Gott Gebet erhört“ (so der Prospekt der OM mit Sitz in Mosbach).
Die meisten der missionswilligen Christen an Bord haben sich zur zweijährigen Schulung auf der Logos entschlossen. Von den 180 Mitreisenden aus 30 Nationen sind 30 Kinder, von denen 15 in der Kindergartengruppe und 7 in der bordeigenen Schule sind. Für die Schiffsbesatzung ist außerdem ein Arzt an Bord, eine Belegschaftsbibliothek, ein Kinderspielplatz und natürlich Speisesaal, Konferenzräume u.a.
Bevor das Missionsschiff in einem Hafen anlegt, verschafft ein Vorbereitungsteam die notwendigen Genehmigungen zur Einreise, zum Landgang, für Veranstaltungen und den Bordverkauf. Rostock als nächstes Ziel steht bereits fest. Der geplante Stop in der Sowjetunion sei allerdings noch fraglich, heißt es.
Bevor die Logos Ende Mai in Bremen die Anker lichtet, treffen sich am 26.5. die „Ex-OMer“. Schon gestern nachmittag schien das „Welcome-Programm“ an Bord nur auf Insider und „Gebetspartner“ zu treffen, denen die „Church -Crew“ die „OM“ nicht erklären brauchte, einige waren offensichtlich von weither zu ihrem Schiff angereist. Zu den „verantwortlichen Mitgliedern“ der OM gehört übrigens auch ein Bremer: Der Pfarrer Jochen Müller.
Birgitt Rambalski
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