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Miss- und unbrauchbar?

betr.: „Wer ist wir“ (Schlagloch von Michael Rutschky), taz vom 8. 8. 01

Mit Verve und Witz zeigt Michael Rutschky, dass das öffentliche „wir“ immer eine Behauptung und meist ein versteckter Apell ist – folglich missbrauchbar. Aber heißt missbrauchbar schon: gänzlich unbrauchbar?

Der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist nicht deshalb falsch, weil die Würde des Menschen tagtäglich mit Füßen getreten wird. Sondern er fordert: dass „wir“ – als Inhaber von Menschenwürde – die Menschenwürde verteidigen, auch wenn es „uns“ – als moralische Weltmacht – nicht gibt. Wer auf ein solches „wir“ verzichtet, dem bleibt nur noch eine Grammatik der Isolation: „Was gehen die mich an“ – oder der Resignation: „Was kann ich schon tun gegen die da oben?“ RÜDIGER SINGER, Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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