piwik no script img

Mischmasch auf der Speisekarte

■ Was in den Lebensmitteln alles drin ist, sollen die Verbraucher nicht erfahren

Auf der Gentech-Speisekarte erscheinen immer ausgefallenere Menüs. In den allermeisten Fällen erfährt der Verbraucher jedoch nichts davon. Zwar muß hierzulande nach dem Gentechnikgesetz für das Inverkehrbringen von lebenden und vermehrungsfähigen Gentech-Organismen eine Genehmigung der Robert-Koch-Instituts in Berlin vorliegen. Eine Kennzeichnungspflicht ist in dem Gesetz jedoch nicht vorgesehen.

Bei Produkten, die nur Bestandteile von Gentech-Organismen enthalten und die auch bei uns schon im Handel sind, ist – zumindest solange die EU-Verordnung für Novel Food noch nicht in Kraft getreten ist – noch nicht einmal eine Anmeldung vorgeschrieben. Weder das Brot, hergestellt mit Hilfe eines Gentech-Enzyms, einer vom dänischen Konzern Novo Nordisk vertriebenen Alpha- Amylase, muß eine Kennzeichnung enthalten noch der aus dem Ausland eingeführte, mittels eines rekombinanten Labenzyms produzierte Käse.

In den USA, den Niederlanden und Großbritannien kann man – einige Phantasie vorausgesetzt – zum Teil noch erkennen, was in den Lebensmitteln enthalten ist. Auf der Babynahrung für Frühgeborene des holländischen Konzerns Nutricia ist zu lesen: „mit moderner Biotechnologie“ hergestellt, und auf den Suppendosen des US-Herstellers Campbell steht zumindest noch, daß der darin enthaltene Käse mit „modifizierten Enzymen“ produziert wurde. Und auch das britische Unternehmen Zeneca, die Biotech-Abteilung des Konzerns ICI, hat zugesichert, sein mit Gentech-Tomaten angereichertes Püree zu kennzeichen. Sollte die geplante EU-Verordnung rechtskräftig werden, dann könnte auch Zeneca auf die Kennzeichnung verzichten.

Mit Spannung wird dieser Tage erwartet, wie die Entscheidung der EU-Kommission über den Antrag des US-Konzerns Monsanto aussehen wird. Monsanto möchte in diesem Jahr noch seinen Herbizid-resistenten Soja in Europa vermarkten. In den USA werden die Pflanzen bereits angebaut. Eine Kennzeichnung sei nicht möglich, heißt es, denn die Gentech-Bohnen werden mit den nicht manipulierten Bohnen vermischt. Sollte eine Kennzeichnung verlangt werden, so, das hat die US-Botschaft in Brüssel schon angekündigt, werde eine Klage bei der Welthandelsorganisation eingereicht. Weitere Anträge liegen in Brüssel bereits vor: Ciba-Geiy möchte genmanipulierten Mais verkaufen, das niederländische Saatzuchtunternehmen Bejo Zaden gentechnisch steril gemachten Radicchio, und das belgische Unternehmen Plant Genetics System (PGS) möchte seinen gegen das Herbizid Basta resistenten Raps auch zu Lebensmittel verarbeiten dürfen. Wolfgang Löhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen