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Minus 15 Grad und keine Öfen

■ Hunger und Kälte herrschen in Bosniens Städten

Zagreb/Sarajevo (dpa) — Bittere Kälte und starke Schneefälle machen Einheimischen und Hunderttausenden von Flüchtlingen in Bosnien und Kroatien schwer zu schaffen. Aus dem Osten Bosniens wurden bereits die ersten Toten als Folge von Unterernährung und Kälte gemeldet. Knapp 1,5 Millionen Menschen in Bosnien gelten nach Ansicht des Flüchtlingshilfswerks der UNO (UNHCR) als von Hunger und Kälte „akut gefährdet“. Da die Hilfskonvois mit Nahrungsmitteln und Medikamenten voll ausgelastet sind, bleibt nach den Worten einer UNHCR-Sprecherin in Zagreb wenig Platz für Decken und warme Kleidung. An Heizmaterial sei kaum zu denken. Als einzige umfassende Winterhilfe habe das Flüchtlingshilfswerk bisher mehrere tausend Tonnen Plastikplanen zur Abdichtung der zerschossenen Fenster und Türen nach Sarajevo und anderen Städten Bosniens geliefert.

Während die Versorgung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, in der das Thermometer auf minus 15 Grad gesunken ist, zur Zeit sowohl auf dem Landweg als auch über die Luftbrücke „halbwegs regelmäßig“ ist, wurde die Lage dennoch als recht schwierig bezeichnet. Das UNHCR ist seit Jahresbeginn bemüht, Holz und Kohle nach Sarajevo zu liefern, doch seien bis Montag nur zwei Konvois mit insgesamt 20 Tonnen Brennholz in die belagerte Stadt gekommen. „In vielen Wohnungen herrschen aber immer noch Minustemperaturen vor, da die Menschen einfach keine Öfen haben“, beschrieb ein UNO- Mitarbeiter die Situation.

Noch schwieriger ist die Lage in den Städten Srebrenica und Gorazde im Osten Bosniens, deren über 100.000 Einwohner allerdings wegen der umliegenden Wälder weniger Schwierigkeiten mit der Beschaffung von Heizmaterial haben. „Dafür gibt es dort kaum Medikamente“, sagte ein UNHCR- Vertreter. Zuletzt seien die beiden Städte Mitte Dezember versorgt worden. „Man muß bedenken, daß unter diesen Umständen schon jede Grippe tödlich sein kann.“

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