: Minister Diestel gerät billig an ein Häuschen
■ Der DDR-Innenminister verkauft Volkseigentum an sich selbst: ein Anwesen am Zeuthener See / Gemeinde ist sauer
Zeuthen (taz) - DDR-Innenminister Peter Michael Diestel (CDU) hat sich selbst ein Haus verkauft, das bisher dem Ministerium des Inneren (MdI) gehörte. Das Anwesen auf einem 2.500-Quadratmeter-Grundstück am Zeuthener See soll es zum gesetzlich festgelegten Schleuderpreis von unter 200.000 DM gegeben haben. Der Bürgermeister hatte sich seit Monaten darum bemüht, das Volkseigentum in den Besitz der Kommune zu überführen. Doch die Gemeinde konnte die Immobilie nicht kriegen. Immerhin scheint Diestel, der sich um den Posten eines künftigen Ministerpräsidenten in Brandenburg bewirbt, nicht nur an sich zu denken. Ein hoher Mitarbeiter seiner Behörde soll ein Gewerbegrundstück (mehrere tausend Quadratmeter) in Ost-Berlin bekommen - der Mitarbeiter wohnt wie Diestels in Zeuthen. Einer, der vor einigen Monaten ein MdI-Grundstück im dem Ort 25 Kilometer südlich von Berlin erworben hat, soll nach Diestels Plänen den künftigen Ost -Bundesgrenzschutz aufbauen. Unter dem SED-Regime war jener Innenminister und schlagkräftiger Polizeichef. Wie man kurz vor Schluß noch an billige Grundstücke herankommen kann, wollte der Innenminister der taz nicht verraten: „Gucken Sie in den Gesetzesblättern nach.“ Bloß - da ist wenig geregelt. Auch weil Diestel um sein Grundstück eine hohe Mauer ziehen ließ, fühlen sich Zeuthener an „alte Zeiten“ erinnert.SEITE
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