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■ Minigolf: Zwischen Pils, Putter und PlatzwartBitte die Bahnen nicht betreten!

Schön ist der Sommer: Wenn die Flora ihr grünes Ausgehkostüm angelegt hat und das gefiederte Zwitschervolk in den Ästen tiriliert, drängt es auch alte Bären wie uns, den Winterschlaf abzubrechen und unsere Höhlen zu verlassen. Aber was sollen wir draußen tun? Früher, als wir die hundert Meter noch unter zwei Minuten liefen, konnten wir getrost zum Bolzplatz pilgern. Später einmal werden wir uns vom Zivi im Rollstuhl durch den Stadtpark schieben lassen. Doch was machen wir jetzt, in der Zwischenzeit? „Klare Sache“, ruft Philip, „wir gehen Minigolf spielen!“ Und allgemeine Begeisterung ist die Folge.

Schade nur, daß wir nicht die einzigen sind, die auf diese Idee verfallen. So drängt sich eine beachtliche Menschentraube an der ersten Bahn, und deshalb ist es ein Glück, daß der Platzwart ein paar Holztische vor seinem Kiosk aufgestellt hat und kaltes Flaschenbier feilhält. Schon schafft Philip die zweite Runde heran, und weil er in seiner berüchtigten „Ich bin ein Held, und wie heißt du?“-Stimmung ist, gabelt er auf dem Weg zwei aparte weibliche Mitgeschöpfe auf, die ruckzuck überredet sind, sich auf eine Zitronenbrause einladen zu lassen und den Parcours mit uns zusammen zu absolvieren. Dann geht es los. „Mädels, schaut her und staunt!“ dröhnt Philip mit der Ausstrahlung des geborenen Unsympathen und schafft es tatsächlich, den Ball schnurgerade zwischen den Hindernissen hindurch auf einen Schlag ins Loch zu spielen. „Man nannte ihn ,Auge‘“, schnauft er und holt sich befriedigt ein neues Bier, während Luis und ich den epochalen Stellenwert von Philips Meisterschlag untermauern dürfen.

Man glaubt es ja nicht, wie sehr sich Theorie und Praxis auf dem Minigolfplatz unterscheiden! Ich jedenfalls brauche, sage und schreibe, fünf Schläge, um mich auch nur bis in die Nähe des Lochs zu mogeln, und Luis hoppelt der Ball sofort über die hintere Bande, was einen Schäferhund auf die famose Idee bringt, die Kugel aufzuschnappen und erst dann wieder herzugeben, nachdem er sie einmal quer über den Platz getragen und gründlich eingespeichelt hat.

Philip hingegen ficht das alles nicht an. Zunächst jedenfalls. Mit mathematischer Präzision bugsiert er die Kugel durch einen Tunnel. Auch den muschelartigen Blumenkübel trifft er auf Anhieb, und rührend kümmert er sich darum, seinen Verehrerinnen die Geheimnisse des erfolgreichen Minigolfspieles zu vermitteln, indem er ihnen beim Abschlag die Hand führt und dabei einen durchaus ans Unsittliche grenzenden Körperkontakt aufnimmt.

Daß dieser Tag am Ende trotzdem keinen Ehrenplatz auf der Hitliste seiner größten Erfolge erhält, liegt daran, daß Philip dem Golfplatz-Pils sehr viel heftiger zuspricht, als es die Nachmittagssonne gestattet. Bereits am zwölften Loch flutscht ihm der Schläger aus der Hand, was erstens fast zum vorzeitigen Ableben eines arglosen Familienvaters führt und zweitens seine beiden Groupies dazu inspiriert, sich für den Rest des Spiels zwei Typen Marke „Zahnmedizin, 8. Semester“ anzuschließen. „Konndihr donni machn“, lallt Philip und stolpert ihnen quer über das Spielfeld hinterher, was wiederum den Platzwart mit dem Ausruf „Bitte die Bahnen nicht betreten“ herbeieilen läßt. Ein schimpfwortreicher Wortwechsel zwischen ihm und unserem Meisterspieler ist die Folge, und als Philip sich die Brille abnimmt, beschließen Luis und ich, daß es besser ist, ihn vorzeitig nach Hause zu schaffen, als den Rest dieses schönen Tages auf einer Polizeiwache zu verbringen.

Mehr ist über das Minigolfspiel nicht zu sagen. Joachim Schulz

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