■ McCash Flows Orakel: Mini-Hausse
Morgenluft wittert die bundesdeutsche Börse, seit die bescheidene DM–Aufwertung nicht den gewünschten Effekt gezeigt hat, denn schon stehen Zinssenkungen zur Dämpfung der Super–DM im Raum und die wirken bekanntlich auf Aktienkurse wie Wärme aufs Thermometer: sie treiben hoch. Und wäre das nicht der ins Bodenlose fallende Dollar, der die Exportgewinne dahinschmelzen läßt wie Butter in der Sonne, es gäbe derzeit keinen besseren Tip als bundesdeutsche Industrieaktien. Auch wenn die Mehrheit der Finanzspezialisten derzeit nur von einer kurzfristigen Schwäche der US–Währung ausgeht und auf ein Einsehen bei den US–Haushalts–Verantwortlichen hofft, die Verschuldung und Handelsbilanzdefizit per Dollarschwächung in den Griff zu kriegen suchen, zur Zeit ist alles möglich, der Fall auf 1,50 DM wie der Anstieg auf 2,50 DM. Ungeachtet der Imponderabilien des Dollars ist die Börse in Wall Street weiter auf Rekord–Kurs. Daß es so weitergeht, darüber herrscht Einigkeit - nur wann der Dow Jones Index nach dem Sprung über die 2.000 die nächste Stufe - 2.200 - erreicht und wann die 2.500 und die 3.600 Punkte, darauf werden noch Wetten angenommen. Woher Amerikas Börsen–Jobber ihren ungebrochenen Optimismus nehmen - weiß der Geier. Sollte etwa diese ganze „Ökonomie“ nur ein Popanz sein, bestehend aus herbeigeredeten Aufschwüngen und weggeschwatzten Krisen??? An den deutschen Börsen hat der amerikanische Schwung und die aktuelle Zinsphantasie in den vergangenen Tagen die Kurse beflügelt - die Trader, also Leute die in der Aktie nicht langfristige Anlage sondern die schnelle Mark suchen, hoffen nach dem bisher lauen Januar auf eine, klitzekleine Wahl–Hausse. Wenn aber das einzige, was Birne bringt, ein paar Prozentpünktchen an der Börse sind - warum dann nicht gleich rot–grün??? Die Börse wird es, nach einem ersten Schock, garantiert verkraften.
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