■ Mit dem Herrschaftswissen auf Du und Du: Minderheitler DIW
Das Berliner Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist eines der „fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute“. Dieser Kreis - nicht zu verwechseln mit den „Fünf Weisen“, dem regierungsoffiziellen „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ - gibt jedes Jahr ein Frühjahrs– und ein Herbstgutachten heraus. Das Ganze hat insofern offiziösen Charakter, als diese Gutachten der aus Bundesmitteln subventionierten Institute vom Bundeswirtschaftsministerium hochoffiziell verbreitet werden. Es handelt sich also um die „herrschende Wirtschaftswissenschaft“. Das DIW gilt eher als „Linksabweichler“ und gibt bisweilen Minderheitenvoten bei den Halbjahresgutachten ab, weil es sich den Empfehlungen zur restriktiven Lohnpolitik nicht anschließen will. DIW–Präsident Hans–Jürgen Krupp galt bei der Bundestagswahl 1983 als Anwärter auf den SPD–Wirtschaftsminister. Das Institut beschäftigt sich in erster Linie mit Konjunkturpolitik und empfiehlt hier auch mal höhere Staatsverschuldung. Bei den übrigen Instituten handelt es sich um das Rheinisch– Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI, Essen), dessen Chef Willi Lamberts auf Druck der Bundesregierung vor rund zwei Jahren gehen mußte, weil er im Landtagswahlkampf mit einem Kohlegutachten angeblich die SPD–Regierung stützte. Das Münchner Ifo–Institut beschäftigt sich hauptsächlich mit Steuer– und Finanzpolitik und der Umstrukturierung der Wirtschaft. Die konservative Garde bilden das Kieler Institut für Weltwirtschaft unter Professor Giersch, der die Flexibilisierung der Löhne wie die Deregulierung der Wirtschaft empfiehlt, sowie das Hamburger HWWA–Institut für Wirtschaftsforschung, deren Präsident Gutowski (ehemals Mitglied des Sachverständigenrates) kürzlich verstarb. Rohstoffe und internationale Wirtschaft sind hier die Schwerpunkte. ulk
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