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KOMMENTARMimikry

■ Wie Bremen dem DDR-Städtepartner gefallen will

Deutschlandpolitik ist ein blankes Parkett. Schon mancher Traumtänzer hat sich darauf ein Bein gebrochen. Wer in offiziellen Begegnungen die vorgestanzten Floskeln der labilen deutsch-deutschen Diplomatie verletzt, riskiert Einreise- und Ausreiseverweigerungen. Das „zarte Pflänzchen“ – so Rostocks Oberbürgermeister Schleif über die Städtepartnerschaft mit Bremen – könnte schon schwacher Sturm knicken.

Doch die FDJ-Gruppe, die seit Montag in Bremen zu Besuch ist, entspricht so gar nicht dem Bild, das bundesdeutsche Funktionäre sich von ihren DDR-Kollegen machen. Über die bösartige Unterstellung im CDU-Büro, sie seien besonders gut getarnte Stasi-Leute, lachen die Rostocker Jugendlichen, über Atomkraft streiten sie, und in Bremen hätten sie am liebsten ein bißchen mehr normalen Urlaub gehabt.

Wenn Bremens Senat jetzt versucht, dem Städtepartner mit der Verhinderung spontaner Kontakte durch ein lückenloses Besuchsprogramm zu gefallen, dann ist das nicht mehr Diplomatie, sondern Mimikry. Deutschlandpolitik ist ein blankes Parkett. Aber ein bißchen Rutschen kann gar nicht schaden.

Dirk Asendorp

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