piwik no script img

Millionenklage gegen Vulkanchefs

■ Ex-Treuhand verklagt Werftenmanager auf Schadensersatz für die verschwundenen Zuschüsse. Drei Banken waren angeblich am Konkurs beteiligt. Die Reste des Verbunds kämpfen weiter ums Überleben

München/Düsseldorf/Bremen (taz/rtr/dpa) – Friedrich Hennemann, der in Untersuchungshaft sitzende langjährige Chef des Bremer Vulkan, soll 9,7 Millionen Mark Schadensersatz bezahlen – wenn die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) sich vor Gericht gegen ihn durchsetzt. Die Treuhand-Nachfolgerin BvS hat laut Focus insgesamt vier ehemalige Manager der Bremer Vulkan Verbund AG verklagt, laut dem heutigen Handelsblatt sogar fünf.

Die BvS begründete ihre Forderung damit, daß die Beschuldigten ihre Aufsichtspflicht innerhalb des Vorstands verletzten. Das könnte sich zu einem Bumerang für die BvS verwandeln: Schließlich hat die Treuhand selbst immer weiter Hunderte von Millionen Mark auf die Konten des Vulkan Verbunds überwiesen – auch als schon die Spatzen von den Dächern pfiffen, daß die Zuschüsse nicht in die Modernisierung der Ostwerften, sondern in die Kassen der Westteile des ehemals größten deutschen Werftenkonzerns wandern.

Der Verbund war am 1. Mai in den Konkurs gegangen. An dem Zusammenbruch des Konzerns waren nach einem Bericht im heutigen Handelsblatt die Commerzbank, die Dresdner Bank und die BHF-Bank beteiligt. Vier Vertreter dieser Banken seien seit 1992 beziehungsweise seit 1994 im Aufsichtsrat gewesen. Die BvS wiederum dazu: Vor allem die Commerzbank habe Einblick in die Finanzlage des Vulkan gehabt.

Zwei Monate nach Eröffnung des Vulkan-Konkurses kämpft Konkursverwalter Jobst Wellensiek weiter um den Erhalt der Werften im Land Bremen. „Dreh- und Angelpunkt einer Grundlage für die weitere Zukunft sind Neubauaufträge“, sagte er gestern.

Die „Perle“ im früheren Verbund, die Rüstungs- und Schiffselektronik-Tochter STN Atlas Elektronik kann nach Wellensieks Angaben frühestens im Herbst verkauft werden. „Wir sind mit keinem Interessenten in der Endphase.“ Fünf potentielle Käufer hätten aber inzwischen Atlas besichtigt. Im Gespräch sind Kaufpreise zwischen 600 und 900 Millionen Mark. Zur Forderung des Verteidigungsministeriums, das Unternehmen dürfe nicht an Ausländer verkauft werden, erklärte Wellensiek: „Ich werde trotzdem mit in- und ausländischen Unternehmen Gespräche führen.“

Bei den derzeitigen Neubauten handelt es sich nach Wellensieks Angaben um alte Aufträge für zwei Containerschiffe für die Vulkan-Werft in Vegesack. Das Problem der Bauzeitfinanzierung sei das „frühere große Delta“ von 70 Millionen Mark vereinbartem Kaufpreis und 110 Millionen Mark Herstellungspreis pro Schiff. rem

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen