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Millionen verschleudert

■ IG-Metall-Kommission bestätigt Verluste. Vorwürfe gegen Steinkühler

Frankfurt/M (AFP/AP) – Die von der Industriegewerkschaft Metall eingesetzte Untersuchungskommission, die umstrittene Immobiliengeschäfte der Gewerkschaft unter die Lupe nehmen sollte, hat schwere Vorwürfe gegen Ex-IG-Metallchef Franz Steinkühler erhoben. Die Kommission unter Vorsitz des Präsidenten des Frankfurter Oberlandesgerichtes, Horst Henrichs, bestätigte gestern bei der Vorlage ihres Abschlußberichtes in Frankfurt am Main weitgehend Medienberichte, denen zufolge die Gewerkschaft beim Kauf eines neuen Sitzes zu Beginn der neunziger Jahre rund 130 Millionen Mark zuviel bezahlt habe.

Mit einem „bestellten Gefälligkeitsgutachten“ habe Steinkühler versucht, die überhöhten Ausgaben nachträglich zu rechtfertigen, sagte Henrichs. Er habe einem Sachverständigen persönlich den Auftrag gegeben, bei einem Gutachten über den Kauf des neuen Gewerkschaftsbesitzes „an die obere Grenze zu gehen“. Der Gutachter sei von Werten ausgegangen, die zum Nachteil der IG Metall teilweise über dem normalen Ermessensspielraum für die Bewertung von Immobilien lagen. Damit sollten die Ausgaben von 210 Millionen Mark für das neue IG-Metall-Haus in Frankfurt-Niederrad gerechtfertigt werden.

Dieser Preis lag nach den von der Kommission weitgehend bestätigten Presseberichten um 90 Millionen über dem eigentlichen Wert. Zudem verschwendete die Gewerkschaft 10 Millionen Mark durch die Zahlung unnötiger Maklergebühren sowie 30 Millionen Mark für die übergangsweise Anmietung eines Bürohochhauses, das die IG Metall letzten Endes nicht nutzte. Wegen der Vorwürfe war am Wochenende bereits der Hauptkassierer der IG Metall, Werner Schreiber, zurückgetreten.

Der Prüfbericht stellte keine Anhaltspunkte für ein eigennütziges Handeln von Mitgliedern der IG Metall fest. Auch für eine Beteiligung Zwickels an den dubiosen Geschäften gab es keine Hinweise. Zwickel kündigte als Konsequenz aus dem Prüfbericht an, daß er bei der Neuordnung der Immobiliengeschäfte auch Profis von Banken, Versicherungen oder Immobilienverwaltungen engagieren will.

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