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Millionen Mißbrauchte

■ Medizinerin zu Kinderprostitution weltweit

Heidelberg (epd) — Gegen das „Vorurteil“, sexueller Mißbrauch von Kindern sei eine Erscheinung der heutigen Zeit, hat sich die Sexualmedizinerin Elisabeth Trude- Becker auf einem Kongreß der Gesellschaft für praktische Sexualmedizin in Heidelberg gewandt. Bis ins 19. Jahrhundert, so Trude-Becker, sei der sexuelle Mißbrauch beispielsweise von Mädchen durch ihre Väter „an der Tagesordnung und gang und gäbe“ gewesen, ebenso wie der Verkauf von Mädchen an Bordelle durch ihre Eltern. Neu sei lediglich, daß dies „als Verletzung des Rechts des Kindes darauf, über seinen eigenen Körpfer frei verfügen zu können“ empfunden werde. Nach Angaben von Trude-Becker werden weltweit jährlich etwa 170 Millionen Kinder zur Prostitution gezwungen. Zum Entstehen von sexuellem Mißbrauch bei Kindern durch Erwachsene trage wesentlich die Meinung bei, das sexuelle Empfinden des Kindes sei ebenso wie das der Erwachsenen auf Geschlechtsverkehr ausgerichtet. Die sexuellen Regungen des Kindes bestünden jedoch in Wirklichkeit darin, „neugierig auf seinen eigenen Körper“ zu sein und „viel Zärtlichkeit“ zu wollen. Daher seien die von vielen Erwachsenen bei Kindern praktizierten „Zungenküsse, das Betasten der Geschlechtsorgane und die gegenseitige Masturbation“ eindeutig sexueller Mißbrauch.

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