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■ beiseiteMillennium

Die Rückblicke sind schlimm. Jedes Jahr zu Silvester muss man sich im Radio und im Fernsehen und in der Zeitung noch einmal die ganzen Dinge antun, mit denen man das ganze Jahr über schon nicht so gut klargekommen ist: Popsongs, Prominente, Erdbeben. Dieses Jahr ist Jahrhundert- und Jahrtausendsilvester, und darum gibt es die ganz großen Rückblicke. Das ist richtig schlimm. Die Rücklauftaste bleibt gedrückt, niemand kann genug davon kriegen: Das eigentliche Zukunftsthema ist die Vergangenheit. Das weiß auch Christoph Schlingensief, und weil er ein ausgesprochen gutes Gespür dafür hat, was gerade am meisten nervt, veranstaltet er einen eigenen Rückblick: Zusammen mit dem Filmemacher Alexander Kluge sammelt er Stimmen für ein „Jahrtausendtableau“: einminütige Statements zu Ereignissen des vergangenen Jahrtausend. Insgesamt 270 dieser Statements sollen am 22. und 23. November beim „Großen Internationalen Kameradschaftsabend“ in der Volksbühne vorgeführt werden. Alle machen mit: Die SPD-Politikerin Regine Hildebrandt, die Fassbinder-Muse Margit Carstensen, die Schauspielerin Käthe Reichel, der durch das Attentat auf das Grab von Ignatz Bubis bekannt gewordene Israeli Meir Mendelssohn, natürlich, der frühere APO-Anwalt und heute in rechten Kreisen verkehrende Horst Mahler – und der Autor Rainald Goetz. Damit man nichts verpasst: Das „Ergebnis des Abends“ – wie immer man sich ein „Ergebnis eines Abends“ auch vorzustellen hat – soll am 10. Dezember fünf Stunden lang auf Vox ausgestrahlt werden.

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