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Militante Demonstration in nordalbanischer Stadt Skhoder

Tirana (taz/dpa) — In der zentralalbanischen Stadt Elbasan ist es gestern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Mehrere tausend Menschen zogen durch die Straßen, schlugen Fensterscheiben ein und plünderten Geschäfte. Nach Informationen aus Wien griff die Polizei zunächst nicht ein. Schon am Vortag war es zu schweren Auseinandersetzungen in der nordalbanischen Stadt Skhoder gekommen. Dabei wurden zehn Personen verletzt und mehrere verhaftet. Das berichtete gestern die Parteizeitung 'Zeri i Popullit‘. Zuvor hatte Radio Tirana gemeldet, Einheiten der Armee seien in die drittgrößte Stadt Albaniens beordert worden, nachdem „mit Steinen und Eisenstangen bewaffnete Rowdies ein Partei- und Regierungsgebäude sowie den lokalen Rundfunksender stürmen wollten“.

Die am Donnerstag gegründete erste nichtkommunistische Partei des Landes, die Demokratische Partei Albaniens, distanzierte sich von den Demonstranten in Skhoder. Es seien Provokateure und „Hooligans“ am Werk gewesen. In den Medien des Landes hieß es, die Ereignisse am Donnerstag in Shkoder zeigten, daß „gewisse dunkle Kräfte den Warnungen von Staats- und Parteichef Ramiz Alia zum Trotz die Lage im Lande zu destabilisieren versuchten“.

Die amtliche albanische Nachrichtenagentur 'ATA‘ meldete, die Demonstranten von Skhoder hätten keine politischen Ziele. Gleichzeitig verbreitete die Agentur Briefe und Kommuniqués von verschiedenen Organisationen, in denen Alia für die Demokratisierung gedankt und ihm die Hilfe des Volkes für den weiteren Weg angeboten wurde.

Die rund drei Millionen Albaner in Jugoslawien warnten vor einem Blutvergießen in Albanien. Das Land erlebe „mit der Ermöglichung eines Mehrparteiensystems eine entscheidende Phase seiner Entwicklung“, erklärte der „Demokratische Bund Kosovos“, die Dachorganisation der Albaner in Jugoslawien, am Freitag in Pristina. Die Organisation erklärte, die Albaner würden auch die zweite Wahlrunde in Serbien boykottieren. Die Albaner in Kosovo fordern eine eigene Republik in Jugoslawien, Einzelpersonen sogar die Vereinigung mit Albanien.

Die internationale Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) verwies am Freitag in London darauf, daß in Albanien trotz einiger Reformen seit Mai diesen Jahres noch Hunderte von politischen Gefangenen inhaftiert seien. Einige von ihnen seien mit 25 Jahren Gefängnis bestraft worden, weil sie versucht hatten, Albanien ohne offizielle Genehmigung zu verlassen. Andere Gefangene würden gefoltert, um so von ihnen Geständnisse zu erzwingen, schrieb ai unter Berufung auf frühere politische Gefangene.

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