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Militär putscht gegen Regierung in Burundi

■ Die Tutsi-Armee übernimmt die Kontrolle über die Hauptstadt und erklärt Pierre Buyoya zum neuen Präsidenten. Der gestürzte Ntibantunganya will nicht zurücktreten

Berlin/Bujumbura (taz/AFP/rtr) – Burundis Präsident Sylvestre Ntibantunganya ist gestürzt. Der staatliche Rundfunk berichtete gestern nachmittag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium, Pierre Buyoya sei der neue Staatschef. Die Arbeit der Nationalversammlung und der politischen Parteien sei aufgehoben. Der bisherige Präsident Ntibantunganya, ein Hutu, war am Dienstag abend in die Residenz des US-Botschafters geflüchtet. Weitere führende Politiker waren in die deutsche Botschaft geflohen.

Buyoya, ein Tutsi, war zwischen 1987 und 1993 schon einmal Präsident Burundis, hatte dann aber freie Präsidentschaftswahlen gegen einen Hutu verloren. Vor der Mitteilung von seiner Machtübernahme besetzten Soldaten alle strategischen Punkte der Hauptstadt Bujumbura. Armeesprecher Longin Minani hatte zuvor dementiert, das Militär wolle gegen den Hutu-Staatschef Sylvestre Ntibantunganya putschen, der gestern seinen Rücktritt vom Präsidentenamt weiter ausschloß. Es sei jedoch wichtig, das „Machtvakuum“ in Burundi zu beenden, so der Armeesprecher. Der Tutsi-Premierminister Antoine Nduwayo, dessen Partei am Vortag die Regierung verlassen hatte, kündigte seinen Rücktritt an.

Die US-Regierung sagte, sie werde dem UN-Sicherheitsrat einen „detaillierten Aktionsplan“ vorlegen, um „eine humanitäre Katastrophe zu verhindern“. Dabei geht es voraussichtlich um die seit einem Monat diskutierte ostafrikanische Eingreiftruppe, die von den USA finanziert und transportiert werden soll.

Burundis Hutu-Rebellen schwächten unterdessen ihre Opposition zu einer Eingreiftruppe ab. Jerôme Ndiho, Sprecher der Hutu-Rebellenbewegung „Nationalkomitee zur Verteidigung der Demokratie“ (CNDD), sagte zur taz, der tansanische Burundi-Vermittler Julius Nyerere und der zairische Präsident Mobutu Sese Seko sollten eine „Kopräsidentschaft“ bilden. Dieses könne ein Vermittlungsgremium aus „wichtigen Ländern“ inner- und außerhalb des UN-Sicherheitsrats zusammenstellen, das eine Eingreiftruppe anfordern und Verhandlungen zwischen Armee und Rebellen in Burundi einleiten solle. „Wir wären bereit, uns einer solchen Weltautorität zu unterwerfen“, so Ndiho. Tagesthema Seite 3

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