: Mildes Urteil wegen Volksverhetzung
Zu sechs Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung wegen Volksverhetzung ist gestern ein Rentner verurteilt worden, der eine rassistische Version des Deutschlandliedes in Umlauf gebracht hat. Nach Überzeugung des Gerichts ist ein solches Pamphlet dazu geeignet, in der Bevölkerung „Wut und Neid“ gegen ausländische Mitbürger zu schüren. In dem Flugblatt „Das neue Deutschlandlied von heute“ seien Ausländer pauschal als Schmarotzer verunglimpft worden, die sich auf Kosten der Deutschen ein schönes Leben machten. Derartige Texte seien ein guter Nährboden für die Morde von Solingen und Mölln, so die Richter. Nach Überzeugung des Gerichts hatte der 66jährige das Flugblatt nicht nur an Nachbarn verteilt und an Hauswände geklebt, sondern auch mehrere Exemplare in den Briefkasten einer türkischen Familie geworfen. Die betroffene türkische Hausbewohnerin sagte vor Gericht, sie fühle sich beleidigt. Ihre Familie habe nie Gelder vom deutschen Staat verlangt. Der Rentner bestritt die Briefkastenaktion. Den Text des Flugblatts habe er „gar nicht so schlecht“ gefunden.
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