Migration zwischen Kuba und USA: Havanna – Georgetown, nur Hinflug
Seit Ecuador eine Visumpflicht eingeführt hat, fliehen viele über Guyana. Sie wollen in die USA, solange Kubaner dort privilegiert werden.
![Kubaner_innen in einem Flughafen Kubaner_innen in einem Flughafen](https://taz.de/picture/1224235/14/15876193.jpeg)
Rund 40.000 Kubaner sind im letzten Jahr auf dem Landweg in die USA eingereist – die meisten über Mexiko. Weitere 20.000 verließen die Insel direkt in die USA– sie hatten eines der Visa erhalten, die jedes Jahr von den USA im Rahmen des Migrationsabkommen zwischen beiden Ländern ausgestellt werden. „La Lotería“ wird das Verfahren in Kuba genannt, und wer es so nicht schafft, nimmt derzeit den Umweg über Guyana.
Das kleine Land ist zur wichtigsten Route geworden, seit die ecuadorianischen Behörden Anfang Dezember 2015 den Weg über Quito durch die Visapflicht für Kubaner dicht machten: „Ausreisewillige wissen genau, welche Länder kein Visum für Kubaner verlangen. Auch Russland gehört dazu, und so gibt es auch Kubaner, die über die Beringstraße versuchen in die USA zu kommen“, so Iván García.
Der Grund für den Run gen USA ist die Annäherung zwischen den beiden Staaten. Viele glauben, es sei nur eine Frage der Zeit, wann Washington den seit 1966 geltenden „Cuban Adjustment Act“ streiche. Das Gesetz billigt Kubaner_innen ein Bleiberecht zu, wenn sie auf dem Landweg die USA erreichen. Nach einem Jahr erhalten sie unbefristetes Aufenthaltsrecht. Damit sind sie Migranten erster Klasse in den USA, und angesichts fehlender ökonomischer Perspektiven auf der Insel sind es vor allem die jungen Besserqualifizierten, die gehen.
„77 Prozent der Kubaner, die 2015 in die USA einreisten, waren unter 35 Jahre alt“, sagt Iván García. Im Dezember 2015 war er für seine Zeitung in Costa Rica, um über die rund 8.000 Kubaner zu berichten, die damals an der nicaraguanischen Grenze auf ihre Weiterreise warteten.
Bis Anfang Mai staute sich der Treck der Kubaner, die über Guyana, Brasilien oder Venezuela, Kolumbien und Panama weiter durch Mittelamerika und Mexiko in die USA gelangen wollten, in Panama. Rund 4.000 Menschen warteten bis zum 10. Mai an der Grenze zu Costa Rica, am Grenzübergang Paso Canoas, auf ihre Weiterreise nach Costa Rica. Die Situation war angespannt, nachdem bereits Mitte April 1.000 Kubaner die Grenzanlage durchbrochen hatten und von der costa-ricanischen Grenzpolizei zurückgedrängt wurden. Am 10. Mai entschied die Regierung in Panama dann, die 4.000 Kubaner nach Mexiko auszufliegen.
Einige kehren nach Kuba zurück
Noch immer sind die USA für viele Kubaner die Hoffnung „auf eine bessere Zukunft“. „Aber das Leben in den USA ist mir deutlich zu stressig. Alles muss schnell gehen, und wir haben keine Chance, unsere Ausbildung zu nutzen,“ kritisiert Armando Aguilar.
Der Jurist hat acht Jahre in Miami als Autoverkäufer gearbeitet. Vor sechs Monaten ist er in seine Heimatstadt Santa Clara in Kuba zurückgekehrt. Nun vermietet er gemeinsam mit seiner Frau zwei Zimmer seines schmucken Hauses an Touristen und ist einer der neuen Selbstständigen in Kuba.
Die Zahl der Rückkehrer, die wie Armando Aguilar mit etwas Kapital ihren Neuanfang in Kuba starten, ist beachtlich. Doch die Zahl derjenigen, die gehen, ist deutlich größer, sagt der kubanische Ökonom Juan Triana von der Universität Havanna auf einer Diskussionsveranstaltung.
Das bestätigen auch die Zahlen der Migrationsbehörden in Quito. Demnach sind zwischen 2012 und 2016 rund 125.000 Kubaner eingereist. Das Gros von ihnen mit dem Ziel USA. Auf ähnliche Zahlen kann sich nun Guyana einstellen.
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