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■ Der Ostberliner Palast der Republik wird abgerissenMiefig, provinziell, deutsch

Die Diskussion um den Palast der Republik war stets eine Mogelpackung. Jene, die den Abriß wollten, argumentierten, daß die Asbestsanierung zu teuer, der Bau mißlungen sei. Aber darum ging es nie. Der Palast-Abriß war stets eine Frage politischer Symbolik. Und der nun endgültig beschlossen Abriß heißt: In der repräsentativen Mitte der Hauptstadt darf nichts an die DDR erinnern. Das ist ein Revanchefoul des Westens am Osten, dem man die DDR nicht verzeiht.

Die Methode, Gebäude für unliebsame Vergangenheit haftbar zu machen, ist übrigens gerade an diesem Ort trübe deutsche Tradition. 1950 ließ Walter Ulbricht das Stadtschloß sprengen, weil in der Mitte der Ost-Hauptstadt kein Platz für ein Symbol des preußischen Feudalismus sein durfte. So wurde, wie in einer magischen Beschwörung, der Feind von gestern besiegt, indem man seine Gebäude in die Luft jagte.

Eberhard Diepgen & Co kopieren den engstirnigen DDR-Umgang mit Geschichte unbewußt bis ins Detail. In der DDR blieb von dem gesprengten Stadtschloss nur ein Imitat der Fassade übrig, das das frühere Staatsratsgebäude vis-à-vis ziert. Von dort hatte Liebknecht 1918 die Republik ausgerufen. Dieses Zitat paßte damals ins Konzept. Heute soll vom Palast der Republik der Saal erhalten bleiben, in dem die Volkskammer 1990 den Beitritt beschloß. Dieses Zitat paßt heute ins Konzept. Geschichte als Steinbruch. Die Idee, den Volkskammersaal zu bewahren, geht übrigens auf das Konto des SPD-Linken und Stadtentwicklungssenators Peter Strieder, der in der Abwicklungsfarce eine bemerkenswert traurige Rolle spielt. Strieder durfte Senator werden, damit der linke SPD-Flügel die große Koalition akzeptiert. Dort macht er nun flankierende CDU-Politik.

Der Palast der Republik ist weder ein ästhetisches Meisterwerk noch monumentale Einschüchterungsarchitektur. Mit Albert Speer hat er nichts gemein, eher mit dem Centre Pompidou in Paris. Und wenn es nach Schönheit ginge, müßte man zuvor ein paar tausend Gebäude in Westberlin sprengen: zum Beispiel das Palast-Pendent ICC.

Zukünftig soll auf dem Schloßplatz ein Konferenzzentrum inclusive Bibliothek und Museum entstehen. Man ahnt, wie das aussehen wird: Glas, Stahl, teuer, postmodern. Nur das Jetzt soll zählen, das sich selbst feiern darf. Das Gestern, das anders war, gehört abgeräumt. Darin kommt die miefige und narzißtische Unfähigkeit zum Ausdruck, Differenzen auszuhalten. Das war bei Eberhard Ulbricht so, so ist es bei Walter Diepgen. Stefan Reinecke

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