Microsoft löscht private Daten im Web: Wenn die Cloud vom Himmel fällt
Persönliche Daten sollen trendgerecht nur noch auf Server-Clouds im Web verwaltet werden. Weil Microsoft schlampte, haben Nutzer des Smartphones "Sidekick" nun alle Daten verloren.
Wer verhindern möchte, dass kurz vor der Abgabe der Diplomarbeit die Festplatte abkratzt, tut gut daran, seine Daten zusätzlich auf einer externen Festplatte zu sichern. Doch auch externe Datenträger sind nicht vor technischen Problemen gefeit. Dank Cloud-Computing soll sich das in Zukunft ändern.
Anstatt seine Daten auf dem eigenen Rechner zu verwalten, sind sie künftig auf einer Server-"Wolke" im Internet gespeichert. So kann man von überall aus auf sie zugreifen und muss sich nicht mehr um leidige Dinge wie Sicherungskopien kümmern. Dass das allerdings nicht immer so gut klappt, wie die Anbieter es den Nutzern versprechen, kann man nun bei der amerikanischen Tochter des deutschen Mobilfunkkonzerns T-Mobile sehen: Die musste am Wochenende überaus zerknirscht einräumen, dass Daten tausender Nutzer offenbar unwiederbringlich verloren gegangen sind.
Betroffen sind Besitzer des in Amerika durchaus beliebten Smartphones "Sidekick". Zu dessen Konzept gehört es, dass Kontakte, Kalendereinträge, Aufgabenlisten, Fotos und andere persönliche Informationen nicht nur auf dem Gerät, sondern vor allem in der Cloud gespeichert werden. Zuständig in diesem Fall war nicht T-Mobile, sondern Microsoft, dem die Sidekick-Mutterfirma Danger gehört. Der Datenverlust ist dabei nur die letzte Episode in einer längeren Pannenserie: So konnten Sidekick-Besitzer bereits eine Woche lang nicht auf ihre Daten zugreifen.
Höhepunkt ist nun, dass die Wiederherstellung der Daten unmöglich ist: "Basierend auf der letzten Überprüfung von Microsoft/Danger müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass persönliche Daten, die nicht mehr auf Ihrem Gerät gespeichert sind, mit großer Wahrscheinlichkeit verloren gegangen sind." T-Mobile empfiehlt Betroffenen, ihr Gerät möglichst nicht auszuschalten, damit die letzten lokal erhaltenen Daten doch noch gesichert werden können, sobald die Cloud-Server wieder laufen.
Grund für den Vorfall war offenbar ein schief gelaufener Versuch, die Datensicherungsinfrastruktur zu verbessern; erstaunlicherweise hatte es zuvor seitens Microsoft kein funktionierendes Backup gegeben. Der Vorfall zeigt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, auch bei Cloud-Computing-Diensten stets Kopien der wichtigsten Daten auf dem eigenen PC vorzuhalten.
Datenschützer haben zudem Sicherheitsbedenken, wenn sensible Informationen bei Google und anderen Cloud-Computing-Anbietern lagern. So verschwanden ausgerechnet beim Web 2.0-Unternehmen Twitter vor einigen Monaten zahllose interne Dokumente, weil sie im Web und nicht auf lokalen Rechnern gespeichert waren.
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