Microsoft gegen Firefox: Schlacht um den besten Browser
Microsofts Internet Explorer hat ordentlich Marktanteile gegen den freien Konkurrenten Firefox abgeben müssen. Jetzt schlägt der Konzern zurück: Die Technik sei inzwischen viel sicherer.
Das Open-Source-Webwerkzeug Firefox hat in den letzten Jahren eine beispiellose Erfolgsgeschichte hinter sich gebracht: Der Marktanteil der kostenlosen Software liegt je nach Statistik bei 30 Prozent und mehr. Die Zahl der PC-Nutzer, die den Browser nicht wenigstens ab und zu nutzen, schrumpft stetig. Das Projekt richtete sich vor allem gegen den Microsoft-Browser Internet Explorer (IE), der in Windows eingebaut wird. Der Konzern von Bill Gates musste massive Rückschläge hinnehmen - aus eigener Schuld, wie Experten meinen. Schließlich häuften sich im IE gigantische Sicherheitslücken, während Firefox als weitgehend "dicht" galt und damit auch als sehr gute Empfehlung für Online-Neulinge.
Doch bei Microsoft will man sein Imageproblem im Bereich der so wichtigen Web-Programme nun nicht mehr länger hinnehmen. Das Unternehmen hat in einem seiner Blogs eine Kampagne gestartet, die das Bild von Firefox (das übrigens gerne mit "Feuerfuchs" übersetzt wird, aber eigentlich "kleiner Panda" heißt) als Sicherheitsprimus trüben soll. Jeff Jones, Direktor des Bereiches "Security Strategy" bei dem Konzern, legte eine Analyse vor, nach der Microsofts aktuelle Internet Explorer-Version 7 inzwischen sicherer sei. "In den vergangenen drei Jahren tauchten bei den unterstützten Versionen des IE weniger Lücken und weniger schwerwiegende Sicherheitsprobleme auf als bei Firefox", schreibt Jones darin. Microsoft habe in dem gemessenen Zeitraum nur 87 Fehler ausbügeln müssen, während es bei Firefox 199 gewesen seien.
Allerdings verwendet der Microsoft-Sicherheitsstratege dabei einen kleinen Trick: Er berechnet auch ältere Versionen des Konkurrenten mit ein, die gar nicht mehr offiziell unterstützt werden und deshalb auch keine Sicherheitsupdates mehr bekommen. "Weil die Nutzer hier nicht mehr versorgt werden, bleiben diejenigen, die nicht auf eine neue Version aktualisieren, im Regen stehen", bemängelt Jones in seiner Analyse denn auch. Microsoft unterstützte hingegen mit dem IE 6 auch noch eine Version aus dem August 2004.
Die Mozilla-Stiftung, die Firefox produziert, wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Mike Shaver, "Evangelist" des Projektes, antwortete in seinem Blog, die Microsoft-Analyse sei "faul" und möglicherweise böswillig. Microsoft werfe Sicherheitsprobleme oft in einen Topf, die dann in nicht überschaubaren Abständen mit so genannten "Service Packs" ausgebügelt würden. Mozilla sei schneller im Beheben von Problemen: "Nur weil in Amerika mehr Zähne behandelt werden, heißt das nicht, dass unser Gebisse schlechter sind als die in Afrika", sagte Shaver dem Fachblatt "eWeek". Die Analyse von Microsoft wirke wie die Arbeit eines Studienanfängers. Außerdem werde Firefox vom Großteil der Nutzer innerhalb kürzester Zeit auf die neueste Version aktualisiert. Auch Mozilla-Sicherheitschefin Window Snyder, die selbst zuvor bei Microsoft im Sicherheitsbereich arbeitete, bemämgelte die Analyse des IE-Herstellers. Sie zähle nur die öffentlich bekannt gewordenen Lücken, nicht jene, die Microsoft geheim halte.
Doch auch bei Mozilla ist nicht immer alles Gold was glänzt. Die geplante neue Version 3.0 von Firefox war schon vorab in die Kritik geraten, weil sie ursprünglich mit zu vielen nicht behobenen Fehlern ausgeliefert werden sollte. Aktuell wird deshalb unter höchster Anspannung getestet, möglichst viele Probleme vor dem offiziellen Start zu beheben. Ursprünglich hatte es in Mozilla-Kreisen gar geheißen, nur ein Fünftel aller gemeldeten "Bugs" würden "gefixt".
Die Gefahr, auch mit Firefox online in Fallen zu tappen, steigt derweil stetig: Durch die inzwischen enorm hohe Popularität der Software lohnt es sich für Kriminelle längst, auch Lücken in der Open-Source-Anwendung auszunutzen. Denn: Je populärer ein Produkt wird, desto interessanter wird es auch für Datendiebe. Das Mozilla-Projekt will deshalb die Geschwindigkeit der Aktualisierungen beibehalten. Nutzer sollten dem Tempo folgen.
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