piwik no script img

Microsoft-Manager Sinofsky gehtWindows kriegt eine Chefin

Wechsel in der Microsoft-Führung: Kurz nach dem Start von Windows 8 geht Steven Sinofsky, Manager der Windowssparte. Ihm folgt Julie Larson-Green.

Der eine geht, die andere kommt: Steven Sinofsky und Julie Larson-Green. Bild: reuters

REDMOND dpa | Überraschender Wechsel in der Microsoft-Chefetage: Nur wenige Wochen nach dem Start des neuen Betriebssystems Windows 8 verlässt der zuständige Manager Steven Sinofsky den Software-Konzern. Nachfolgerin an der Spitze des Windows-Bereichs wird Julie Larson-Green, wie Microsoft in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Die Software-Entwicklerin war unter anderem für das neue Design des Windows-Betriebssystems mit den großen Kacheln auf der Oberfläche verantwortlich.

Der 47-jährige Sinofsky war der Chefarchitekt der neuen Version von Microsofts wichtigstem Produkt und hatte seine Vision für eine radikale Erneuerung durchgesetzt. Er wurde auch immer wieder als Anwärter auf den Chefposten im Konzern gehandelt. Einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge gab es allerdings Probleme in seinem Verhältnis zu anderen Managern, inklusive Konzernchef Steve Ballmer. Der Microsoft-Chef wolle die nächste Version mit einem erneuerten Team angehen, hieß es.

Zudem wird die Verantwortlichkeit in dem Bereich aufgeteilt: Die für Finanzen und Marketing zuständige Tami Reller kümmert sich künftig auch um die geschäftliche Seite von Windows, während Software und Hardware in der Hand von Larson-Green liegen.

Windows 8 soll für Microsoft zu einem großen Neuanfang werden. Die Software läuft in ähnlicher Form auf klassischen PCs, Tablets und Smartphones. Damit will Microsoft gegen die Schwäche im mobilen Bereich ankämpfen. Dort dominieren Apple mit seinen iPhones und iPad-Tablets sowie Hersteller von Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android. Unter Sinofskys Regie brachte Microsoft mit dem Start von Windows 8 Ende Oktober auch das erste eigene Tablet Surface auf den Markt.

Schrumpfender PC-Markt schwächt Microsoft

Unterdessen bekommt Microsoft die Schwäche des PC-Marktes direkt zu spüren, weil weniger Windows- und Office-Software verkauft wird. Im dritten Quartal sanken die PC-Verkäufe im Jahresvergleich weltweit um mehr als acht Prozent und in Deutschland sogar um fast ein Fünftel. Verbraucher greifen derzeit lieber zu Smartphones und Tablets, Unternehmen halten sich mit der Erneuerung ihrer Geräte zurück. Microsoft hofft auf neue Impulse durch Windows 8 und dafür entwickelte Kombi-Geräte. Im vergangenen Quartal gab es deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn.

Larson-Green stand schon bei der Vorstellung von Windows 8 prominent auf der Bühne. Sie ist seit 1993 bei Microsoft und hatte das Design des Browsers Internet Explorer und der wichtigen Office-Büroprogramme mitgeprägt. Unter anderem gilt sie als Erfinderin des Funktions-Bands („Ribbon“) statt der vorherigen Kästchen-Menüs in neueren Office-Versionen.

Sinofsky, der 23 Jahre bei Microsoft verbrachte und ebenfalls lange an der Office-Software arbeitete, übernahm die Führung des Windows-Bereich im Jahr 2006. Er konnte nach der viel kritisierten Version Windows Vista den erfolgreicheren Nachfolger Windows 7 präsentieren. Windows 8 sollte sein großer Wurf werden.

Nach Informationen des Wall Street Journal und des Blogs The Verge wurde jedoch sein schroffer und unkooperativer Management-Stil zum Problem. Erst wenige Wochen zuvor verlor ein anderer hoch angesehener Software-Manager nach ähnlicher Kritik seinen Jobs: Apple trennte sich von Scott Forstall, dem Chefarchitekten seines Betriebssystems iOS für iPhone und iPad.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!