: Mexikanischen Forschern droht Haftstrafe
Neues Gentechgesetz verbietet die Einfuhr und Herstellung von allen umweltverändernden Organismen
Eine langjährige Haftstrafe droht mexikanischen Gentechnikern, wenn ihre im Labor hergestellten genmanipulierten Organismen auch nur zu einer Veränderung der Umwelt führen können. Dies sieht ein schon im Februar vom mexikanischen Parlament verabschiedetes Gesetz vor. Das vermutlich strengste Gentechnikgesetz der Welt könnte die Genforschung in Mexiko komplett zum Erliegen bringen, warnt das Wissenschaftsmagazin Science.
Die neuen Regelungen zur biologischen Sicherheit waren schon im Februar vom mexikanischen Parlament verabschiedet worden. Doch erst jetzt scheinen die Wissenschaftler erkannt zu haben, welche Auswirkungen sie für ihre Forschungsprojekte haben können. Noch fehlen die Ausführungsbestimmungen, wie das Gesetz im Einzelnen anzuwenden ist. Das Paragrafenwerk aber ist eindeutig: So droht jedem eine Haftstrafe bis zu neun Jahren, wenn er Gentech-Organismen herstellt, einführt oder gar nur aufbewahrt, die das Potenzial haben, die Umwelt zu verändern.
Vermutet wird, dass das Gesetz eine „überzogene Reaktion“ auf die gentechnische Kontamination von Maisfelder ist, die in Mexiko seit einiger Zeit Schlagzeilen machen. Ignacio Chapela und David Quist von der US-Universität in Berkley hatten vor einigen Monaten im Wissenschaftsmagazin Nature berichtet, dass sie auf mehreren Feldern Maispflanzen entdeckt hätten, die mit künstlichen Genkonstrukten verunreinigt seien. Und das obwohl der Anbau von Gentech-Mais in Mexiko nicht erlaubt ist. Insektenresistenter Gentech-Mais darf zwar nach Mexiko eingeführt werden, aber nur als Lebensmittel. Vermutlich stammen die eingekreuzten Gensequenzen aus diesen Maiskörnern. Ein Sprecher des mexikanischen Landwirtschaftsministeriums sagte gegenüber BBC-Online, dass sie schon seit vier Jahren den Landwirten klar gemacht hätten, dass diese Kontaminationen passieren werden, wenn die als Lebensmittel importierten Maiskörner als Saatgut verwendet würden.
Bisher war die Studie der beiden Forscher aus Berkley noch umstritten. Doch eine noch unveröffentlichte Untersuchung der Regierung zeigt, dass auf den Feldern bis zu zehn Prozent der Pflanzen gentechnisch verunreinigt seien sollen. Das gaben Foscher auf einer Tagung in den Niederlanden bekannt. WOLFGANG LÖHR
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