: Mexikanische Regierung verstärkt Truppen im Süden
■ Guerilleros halten weiter eine Stadt besetzt
Mexiko-Stadt/San Cristóbal (taz/ap/ afp) – Am dritten Tag des Aufstandes indianischer Bauern im Süden Mexikos sind zusätzliche Truppen in die Stadt San Cristóbal de las Casas eingerückt. Die Rebellen haben den Ort bereits am Sonntag geräumt, doch will das Militär nun offenbar Stärke demonstrieren, und so sind nun 1.000 Soldaten in der alten Kolonialstadt stationiert. In Chiapas, dem südlichsten Bundesstaat Mexikos, wo die Zapatistische Befreiungsarmee (EZLN) noch mindestens eine Stadt besetzt hält, befinden sich insgesamt 12.000 Soldaten, etwa ein Fünftel der Streitkräfte.
Die vom 23jährigen „Comandante Marcos“ angeführten Guerilleros, die ihre Organisation nach dem legendären mexikanischen Revolutionsführer Emiliano Zapata benannt haben, blockieren weiterhin mehrere Straßenkreuzungen und erheben eine „Kriegssteuer“. Umkämpft wurde am Montag laut Augenzeugenberichten vor allem der Ort Ocosingo: Dort lieferten sich Guerilleros und Sicherheitskräfte bis in die Nacht hinein Feuergefechte. Die Armee behauptet, den Ort eingenommen zu haben, gibt aber zu, daß die Stadt Altamirano weiterhin von den Rebellen besetzt wird. Völlig ungewiß ist bislang, wieviele Menschen bei den Auseinandersetzungen ums Leben gekommen sind. Die Regierung spricht von 86 Toten. Anderen Quellen zufolge sind es weit über hundert.
Allein 30 Menschen starben am Sonntag bei einem Angriff indianischer Rebellen auf einen Armeestützpunkt in Rancho Nuevo in der Nähe von San Cristóbal de las Casas. Bei den Toten handele es sich um 24 Rebellen und sechs Soldaten. In Ocosingo sollen bei Gefechten 50 Menschen getötet worden sein.
Bewaffnete Indianer hatten am Neujahrstag die Städte San Cristóbal, Ocosingo, Las Margaritas, Altamirano und Chanal in dem an Guatemala angrenzenden Bundesstaat besetzt. Dabei hatten sie die Rathäuser in Brand gesteckt und Geschäfte geplündert. Beim Sturm auf das Gefängnis von San Cristóbal hatten die Rebellen 178 Gefangene befreit. In Ocosingo stürmten sie die Geschäfte und verteilten die Waren an die Bevölkerung. Vom verschleppten ehemaligen Gouverneur von Chiapas, General Absalon Castellanos, fehlt weiterhin jede Spur. thos Seite 8
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