: Methadon am Ende
■ Krankenkassen wollen Hamburger Pilotprojekt nicht länger finanzieren
Hamburg (taz) – Das bundesweit als fortschrittlich geltende Hamburger Methadon-Programm ist am Wochenende geplatzt. Nicht mangels Erfolg, sondern wegen des Geldes: Die Hamburger Krankenkassen – allen voran die AOK und die Innungskrankenkassen (IKK) – weigern sich, die Kosten für die Substitution Drogenkranker weiterhin zu übernehmen.
Das Besondere an dem sechsjährigen Pilotprojekt war die Möglichkeit einer sogenannten sozialen Indikation: Danach wurden auch langjährig Suchtkranke, die mehrere Therapieversuche abgebrochen hatten, aufgenommen. Bundesweit gilt, daß nur drogenabhängige Menschen mit Aids oder anderen schweren Krankheiten sowie schwangere Frauen die Ersatzdroge erhalten.
Zur Zeit werden in Hamburg 2.400 Drogenabhängige substituiert. Diese „Altfälle“ sollen im Programm bleiben – zumindest vordergründig. Denn die Kassen halten sich ein Hintertürchen offen: Sie bestehen darauf, in „begründeten Einzelfällen“ prüfen zu wollen, ob eine bereits begonnene Methadonbehandlung „noch sinnvoll“ sei. Für die Hamburger Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) ist die „starre Haltung“ der AOK und der IKK vor allem deswegen völlig unverständlich, weil inzwischen bundesweit Eignung und Wirksamkeit der Substitution unumstritten seien. Erst vor kurzem hatten alle 16 Länder-GesundheitsministerInnen gefordert, die Substitution auf der Basis der in Hamburg gewonnenen Forschungsergebnisse fortzuentwickeln. Danach bleiben 70 Prozent der Suchtkranken bei einer Methadonbehandlung bei der Stange. Die Überlebenschance ist bei Methadonpatienten mehr als doppelt so hoch wie bei nicht behandelten Abhängigen. Unumstritten ist auch, daß meist eine deutliche Verbesserung des Gesundheitszustands eintritt, was die Substitution keineswegs teurer macht als die medizinische Behandlung der Folgen von Drogenabhängigkeit. Patricia Faller
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