■ Auf den Spuren der Halbprofis: Metaphysik, Utopien und der DFB
Heute abend läuten Eintracht Braunschweig und der VfL Herzlake die Ära der Halb-Profis in der neuen Regionalliga Nord ein. Mindestens zwölf Vertragsamateure pro Team schreibt die DFB-Spielordnung vor. Für den Norden ändert sich außer dem Namen nicht viel, schon 1974 wurde die Oberliga mit vier Landesverbänden eingeführt. Allerdings ist geplant, die Regionalligen Nord und Nordost in zwei Jahren zusammenzulegen – aber das ist Zukunftsmusik.
Die Saisonziele der vier Hamburger Drittligisten sind höchst unterschiedlich. Der SV Lurup (Sonntag beim FC Bremerhaven) will Hamburgs dritte Kraft werden. Dafür investierte Sponsor Uwe Einsath viel Geld: Mit Ottens, Wessel, Ehlers, Godlewski und Möller kicken fünf Ex-Profis an der Flurstraße. Bekommt Trainer Dietmar Demuth seine Stars unter einen Hut, könnte es klappen. taz-Tip: Platz sechs.
Einen völligen Umbruch gab es auch beim VfL 93 (Sonntag in Oldenburg). Insgesamt 23 Spieler scharte Trainer Uwe Erkenbrecher, der in diesem Jahr ausnahmsweise nicht vor dem ersten Spieltag von dannen zog, um sich. Prominentester Neuzugang: Rückkehrer Jürgen Degen (Kaiserslautern). Doch auch mit dem blonden Stürmer bleibt ein Mittelfeldplatz Utopie, am Ende wird, mit Platz 16, der Abstieg stehen.
Die HSV-Amateure (Sonntag um 15 Uhr gegen Holstein Kiel) stellen mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren das jüngste Team der Liga. Talente, die bezaubernd Fußball spielen können. Doch ob das gegen die (zweitliga)erfahrenen Vereine wie Osnabrück oder Braunschweig reicht, ist fraglich. Für Trainer Felix Magath wäre es schon ein Erfolg, wenn einer der Jungspunde wie Kovacevic, Breitenreiter oder Copado den Sprung in den Bundesliga-Kader schaffen würde wie vor zwei Jahren Karsten Bäron. Die taz tippt Platz zehn.
Bleibt noch Aufsteiger SC Concordia, der die Hamburger Fußball-Saison morgen abend um 18 Uhr gegen den Top-Favoriten VfL Osnabrück eröffnen wird. Bis vor sechs Wochen noch in der Aufstiegsrunde aktiv, wird es eine Klasse höher schwerer. Erst recht, da die Stars, Oliver Schweißing (zu St. Pauli) und Robert Matiebel (zum VfL Bochum), nicht mehr dabei sind. Die Chancen für den Klassenerhalt sind schlecht: Concordia hat den niedrigsten Etat. Viel Arbeit also für Bernd Enge, doch der Coach, im Marienthal gratis tätig, ist ein alter Hase. Weiterer Vorteil: Mit Großkopf, Bressem, Spingler, Meister und Kovacec stehen erfahrene Spieler im Team. Die taz geriert sich metaphysisch: Es gibt noch Wunder, Cordi landet auf dem Nicht-Abstiegsplatz 15.
Nobby Siegmann
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